Innenpolitik

Chefinnenanteil im Bundesdienst bei 31,7 Prozent

„Die Quote wirkt“, zeigt sich Frauenministerin Heinisch-Hosek zufrieden. Für die Opposition sind die Zahlen aber kein Grund zum Jubeln.

Wien – Der Anteil von Frauen im gesamten Bundesdienst hat sich in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gesteigert und liegt aktuell bei 40,6 Prozent. Bei den Führungspositionen sind 31,7 Prozent weiblich besetzt, das geht aus einem Bericht von Frauenministerin Heinisch-Hosek hervor. „Die Quote wirkt“, zeigt sich die Ministerin in ihrer Forderung nach Quoten auch in der Privatwirtschaft gestärkt.

Über alle Qualifikationsgruppen hinweg beträgt der Frauenanteil in Führungspositionen aktuell 31,7 Prozent. 2006 lag dieser Anteil noch bei 27,7 Prozent, 2010 kam man erstmals über 30 Prozent. Betrachtet man die Qualifikationsgruppe Akademikerinnen in Top-Jobs - das sind Sektionschefinnen oder etwa Gruppenleiterinnen -, beträgt der Frauenanteil in diesen Führungspositionen 23,2 Prozent (2006: 15,8 Prozent). Heinisch-Hosek verweist auf den Vergleich mit der Privatwirtschaft: 2011 zählte man dort nur 5,1 Prozent Frauen in Vorständen und 11,2 Prozent in Aufsichtsräten.

Frauenquote im öffentlichen Dienst bei 50 Prozent

Die Frauenquote im öffentlichen Dienst wurde mit der letzten Dienstrechtsnovelle (1. Jänner 2012) auf 50 Prozent erhöht. Die Quote sei jedoch nur ein Teil der Frauenförderungsoffensive, erklärte Heinisch-Hosek und verwies etwa auf ein spezifisches Ausbildungsangebot für Frauen oder Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Bund seien die Erfahrungen mit der Quote positiv, so die Ministerin: „Ich frage mich langsam, was braucht es noch, bis die Privatwirtschaft das erkennt und endlich auf diesen Zug aufspringt.“

Für Opposition keine Jubelmeldung

Der steigende Frauenanteil in Führungspositionen des Bundesdienstes ist noch keine Jubelmeldung, kritisierte die Opposition am Mittwoch. Dass der Frauenanteil auf allen Ebenen steigt, sei zwar erfreulich, so Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner in einer Aussendung: „Von Halbe/Halbe ist der öffentliche Dienst jedoch noch weit entfernt. Auch im EU-Vergleich ist Österreich kein Vorzeigebeispiel.“ Sie forderte daher unter anderem ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren im öffentlichen Dienst.

Die „wirklichen“ Probleme ortet BZÖ-Mandatarin Martina Schenk bei den sogenannten typischen Frauenberufen. „Mit verbesserten Rahmenbedingungen und ganz besonders mit dem Mindestlohn könnte dann auch die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen verringert werden“, erklärte Schenk.

„Frau in der Wirtschaft“ erkennt erfreulichen Trend auch ohne Quote

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S) vernachlässige die Frauen, monierte FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber. Werden „schwarze Männer gegen rote Frauen“ ausgetauscht, sei dies kein Grund zum Jubeln, kritisierte die Abgeordnete „die Ausweitung des rot-schwarzen Proporzes auf Frauen“.

Jedes dritte Unternehmen in Österreich werde von einer Chefin geleitet, erklärte Adelheid Fürntrath-Moretti, Bundesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“. Bei Neugründungen betrage der Frauenanteil sogar rund 40 Prozent. „Dass diese Anstrengungen der Wirtschaft Früchte tragen, spiegelt auch der Frauenanteil in Aufsichtsräten wider: Seit Anfang 2011 kletterte dieser von 14,3 auf aktuell 15,7 Prozent“, so Fürnthrat-Moretti. Sie sprach sich jedenfalls gegen gesetzliche Quotenregelungen aus. (APA)