Wo für Tirols Betriebe die Risiken der Zukunft lauern
Image, Internet, Abhängigkeiten: Für Risikoexperte Gerhart Ebner unterschätzen gerade kleine Betriebe häufig existenzbedrohende Risiken.
Von Nina Werlberger
Innsbruck –Unterschätzte Krisen, neue Image-Risiken, eine stärkere Abhängigkeit von einigen wenigen Kunden und Mitarbeiter, die immer öfter den Job wechseln: Für Tirols Klein- und Mittelbetriebe (KMU) entstehen derzeit neue Risiken, auf die sie sich vielfach noch gar nicht eingestellt haben. „Wir sind Sicherheitswünscher und Risikovermeider. Doch Sicherheit ist etwas, das es nicht gibt“, erklärt Gerhart Ebner, Geschäftsführer der Risikomanager Risk Experts im TT-Gespräch.
Besonders große und damit unternehmensbedrohende Risiken würden sich vor allem dort auftun, wo die Chefs sie für ziemlich unwahrscheinlich halten. „Was statistisch einmal in zehn Jahren vorkommen kann, das können wir Menschen nicht mehr mitdenken“, erklärt Ebner. Großbrände oder Wassereinbrüche etwa würden oft unterschätzt. Dass damit meist ein längerfristiger Betriebsausfall verbunden ist, werde oft nicht kalkuliert. Die Unternehmer würden sich schlicht zu sicher fühlen, meint Ebner. Der Grund: Das hohe Niveau an Vorschriften bei Brand- und Arbeitnehmerschutz würde den Chefs den Eindruck vermitteln, dass „eh nichts passieren kann“. Dass dem nicht so ist, zeigen die Pleitefälle, die oft nach einem Schadensfall eintreten. „Jedes dritte Unternehmen erholt sich nach einem Brand nicht mehr“, sagt Ebner.
Er weist die heimischen Firmen auf völlig neue Risiken hin, die durch das Internet und das Web 2.0 entstanden sind – und die sich noch verschärfen dürften. Durch Blogs und soziale Netzwerke würden negative Nachrichten über ein Unternehmen nicht nur schneller verbreitet als noch vor wenigen Jahren, sie erreichen auch viel mehr Leute. „Imagerisiken“ und die viel stärkere Öffentlichkeitswirksamkeit würden für KMU große, neue Herausforderungen darstellen.
Für den Tiroler Tourismus ortet Ebner auch die wachsende Gefahr der „Nichtbewertung“ im Internet: Wie soll ein Hotel etwa damit umgehen, wenn es zu wenige oder negative Bewertungen von Urlaubern im Internet bekommt? „Das Thema wird stark kommen“, meint Ebner.
Häufig nicht bedacht werde in den Chefetagen auch, welchen Schaden es anrichten kann, wenn Schlüsselpersonal plötzlich ausfällt. Da die Fluktuation steige, Menschen immer öfter den Job wechseln würden, sei dies ein großes Zukunftsrisiko. „Gerade in KMU liegen oft ganze Knowhow- Bereiche auf den Schultern einer Person“, erklärt Ebner.
Insgesamt unterschätzen die Unternehmen die strategischen Risiken, meint Ebner. Die Abhängigkeit von einigen wenigen Kunden etwa, Haftungsthemen oder die IT- und Datensicherheit. „Hier gibt es noch immer großen Nachholbedarf in KMU“, betont Ebner.