Mit Ronja und Nicole im Bett

Der Außerferner Michael Gallwitz liebt seine Haustiere – egal, ob vier- bzw. achtbeinig oder schlängelnd. Eine Liebe basierend auf dem Mittelalter.

Von Judith Sam

Forchach –Wundern Sie sich nicht über Pfotenabdrücke auf den Schultern! Lehnen Sie sich bei der Begrüßung an den Zaun, um guten Halt zu haben! Tragen Sie nichts Schwarzes! Und seien Sie um Gottes willen tierlieb!

So könnten die Grundregeln für das Betreten des Gartens von Michael Gallwitz in Forchach lauten. Wer eintritt, wird nämlich sehr herzlich, aber stürmisch empfangen – von drei der größten Hunde der Welt. „Jeder meiner irischen Wolfshunde wiegt knapp 80 Kilo. Die Kleinste hat eine Schulterhöhe von 89 Zentimetern“, schildert das stolze Herrchen, krault die „kleine“ Hundedame und zupft sich graue Hundehaare von seinem schwarzen Shirt.

Trotz der wahrlich umwerfenden Begrüßung sollte man sich glücklich schätzen, von diesen Haustieren begrüßt worden zu sein. Denn Gallwitz hat auch sehr viel unkonventionellere tierische Mitbewohner. „Meine 15 Haustiere verkörpern für mich etwas Mystisches“, schildert der biomedizinische Analytiker. Seit Jahren fasziniert ihn das mystische Mittelalter, eine Zeit, in der Wolfshunde wie seine etwa zur Jagd von Bären dienten. Die Liebe zum Mittelalter lebt Gallwitz auch als Ehrenberger Landsknecht aus, wo er mittelalterliche Schaukämpfe ausfechtet oder wenn er Schwertkampf trainiert.

Die Führung durch das Haus in Forchach beginnt zunächst harmlos. Auf dem Balkon mümmeln Meerschweinchen in aller Seelenruhe – trotz der Anwesenheit der drei Wolfshunde. Das Trio hat im ganzen Haus ungehinderten Zutritt. Nur ein Zimmer dürfen sie nicht betreten – zu ihrem Schutz. Dort wohnt nämlich u. a. ein Tierchen, das erst kürzlich in die Familie aufgenommen worden ist. Die Vorbesitzerin übergab es Gallwitz, weil sie Angst hatte, dass es ihren Bullterrier gefährden könnte. Dabei sieht die 1,60 Meter lange Boa gar nicht so gefährlich aus, wenn sie zusammengerollt in ihrem Terrarium liegt und sich an ihre Wärmematte kuschelt.

„Die Rotschwanzboa Ronja ist nicht unsere erste Riesenschlange. Wir hatten bereits Pythons und kürzlich verstarb unsere Boa Aaron.“ Die Schlange kam aus schlechten Verhältnissen, litt an epileptischen Anfällen, zuckte oft apathisch und wurde nur neun Jahre alt – eine gut gepflegte Boa kann mehr als 30 Jahre alt werden.

Wenn Gallwitz über seine Exoten spricht, wird schnell klar, warum Ronjas frühere Besitzerin das Tier sorglos in seine Obhut übergeben hat: „Leidet eine Schlange an Milben, lassen wir ihr ein Kamillenbad in unserer Badewanne ein.“ Die Terrarien haben bis zu fünf verschiedene Wärmezonen, alle verfütterten Tiere stammen aus einer Zucht und sind daher völlig keimfrei. Auf die Futterratten träufelt Gallwitz vor dem „Servieren“ Vitamintropfen. „Als eine unserer Pythons erkältet war, verabreichten wir ihr Hustensaft und stellten einen Inhalator in ihr Terrarium.“

Es ist keine Seltenheit, dass Gallwitz und seine Frau Nicole – eine ausgebildete Falknerin – die Boa während eines Fernsehabends zum Kuscheln mit ins Bett nehmen. Ronjas exotische Zimmernachbarn – drei Vogelspinnen – holt allerdings niemand aus deren Terrarien. Man könnte meinen, aus Angst vor einem Biss. Doch weit gefehlt: „Ich hole sie nicht heraus, um sie zu schützen. Denn wenn ich die Spinnen hochhebe, könnten sie hinunterfallen. Schon bei einem Sturz aus 50 Zentimetern besteht die Gefahr, dass ihr Bauch platzt – was tödlich für die Spinne wäre.“ Im Exoten-Raum befindet sich auch das Wintergehege der Meerschweinchen – die nur zum Liebhaben dienen, nicht als Futter. Paradox, denn direkt darunter steht das Terrarium von zwei Nattern – die zu einem Meerschweinchen-Happen wohl nicht Nein sagen würden. „Trotzdem fühlen sich die Nager hier pudelwohl“, bestätigt Gallwitz.

Bisher brach keiner der Exoten aus. „Und selbst, wenn dem so wäre, keines unserer Reptilien ist giftig. Die Boa könnte nicht uns – höchstens den Hunden – gefährlich werden. Wir passen aber gut auf“, erklärt Gallwitz und kramt Einkaufstüten aus einer Lade. Die brauche er jetzt für das Gassigehen mit den Hunden. „Konventionelle Gassi-Sackerln sind viel zu klein.“ Kein Wunder, bei einem Hunde-haufen so groß, als stamme er von einem Pferd.