Bühne

Centre Pompidou der Musik

Arno Ritter, Kommissär der Architekturbiennale und Leiter des aut.architektur und tirol wünscht sich ein offenes „Haus der Musik“ und stellt eine höheres Haus in den Raum.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –Die Ampel für den Bau des „Haus der Musik“ im Bereich der Stadtsäle steht derzeit auf Gelb. Unklar ist, ob sich der Bund an den Kosten, geschätzte 43 Millionen Euro, beteiligen wird. Eine Drittelregelung Land, Bund und Stadt ist angedacht. Offen ist derzeit auch, ob die Tanzschule Polai aus dem Gebäude, vom derzeitigen Standort oberhalb der Kammerspiele, weichen und in die Ursulinensäle übersiedeln wird. Tanzschulbesitzer Ferry Polai verfügt derzeit über einen unkündbaren Mietvertrag. Rund um das politische Erbe von Hilde Zach – die Verwirklichung des Hauses der Musik war ihr ein großes Anliegen – gibt es aber auch deutliche Anzeichen für eine grüne Welle. Im Innsbrucker Regierungsübereinkommen steht zum „Haus der Musik“ Folgendes zu lesen: „Daher werden wir das Haus der Musik am vorgesehenen Standort Stadtsäle nach Festlegung einer möglichst offenen Definition unter Einbindung anderer Kulturinstitutionen mit Land Tirol und Republik Österreich (Universitäten etc.) zügig vorantreiben.“ „Kulturell hat das Haus der Musik Priorität“, stellte Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer im TT-Live-Chat fest. Das Land hat seine Hausaufgaben bezüglich des Großprojektes gemacht. Wie berichtet, hat die Landesregierung im Oktober 2011 das Tiroler Kulturinvestitionspaket 2012 bis 2015 mit einem Volumen von 22,7 Millionen Euro beschlossen. Der Löwenanteil fließt dabei in das „Haus der Musik“, in dem bis 2015 das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, die Kammerspiele, Teile des Konservatoriums, das Mozarteum und voraussichtlich (wenn der Bund mitzahlt) auch das Institut für Musikwissenschaft Platz finden sollen. Man gehe insgesamt von Nettoinvestitionskosten von 43,5 Millionen Euro aus, das Land werde sich mit einem Zuschuss von 32,6 Prozent, maximal aber 14,5 Mio. Euro beteiligen“, erklärte Kulturlandesrätin Beate Palfrader damals.

Arno Ritter, österreichischer Kommissär der heurigen Architekturbiennale in Venedig und Leiter des aut. architektur und tirol, der immer wieder mit Christa Redik (Festwochen der Alten Musik) und Marie-Luise Mayr (Klangspuren) im Zusammenhang mit dem „Haus der Musik“ informelle Gespräche führte, erklärt im Interview mit der TT seine Visionen. „An diesem prominenten Platz würde es sich anbieten ein ‚Centre Pompidou’ der Musik für Innsbruck zu schaffen“, so Ritter. Die Stadt als Bauherr sollte auf Basis der berechtigten Wünsche der derzeitig angedachten Nutzer einen ähnlichen Prozess starten, wie man ihn beim Theaterhaus im ehemaligen „Sinne“ erfolgreich mit der freien Szene geführt hat. Denn das Haus sollte für viele unterschiedliche Musikrichtungen und „Szenen“ offen sein und damit zu einem Zentrum für musikbegeisterte Menschen aller Altersschichten werden. „Am schönsten wäre es, wenn man Musik sagt und automatisch an das Haus denkt und hingehen muss“, führt Ritter aus. Wichtig sei daher, in der weiteren Entwicklung festzulegen, dass das „Haus der Musik“ als öffentlicher Ort einer gemeinsamen Idee konzipiert wird und jede Institution oder Verein sich als Bestandteil diese Idee versteht. Laut Ritter könnte bei einem Gebäude an so einem prominenten Platz auch über eine gewisse Bauhöhe (22 Meter) hinausgedacht werden. Ein höheres Haus im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden sei bei einem stimmigen Konzept und im Sinne eines öffentlichen Interesses möglich. „So ein markantes Gebäude könnte zum zentralen Ort der Musikkultur werden.“ Oppitz-Plörer dazu: „Ein Hochhaus wäre nicht der richtige Ansatz, um es vorsichtig auszudrücken.“