Getrennt und doch zusammen
Die einen hatten zu viel Platz, die anderen zu wenig. Der Umbau des Hauses aus den 60er-Jahren in Waidring löste das Problem und wurde mit dem Tiroler Sanierungspreis ausgezeichnet.
Von Vanessa Grill
Waidring –Sind die Kinder ausgezogen, kann ein Haus ganz schön groß und vor allem leer wirken. So ging es auch den Eltern von Melanie Brandstätter. Sie hatten zu zweit in dem Einfamilienhaus zu viel Platz. Die Tochter bewohnte mit ihrem Mann Markus und den beiden Kindern eine Wohnung im Nachbarhaus, die der jungen Familie mit der Zeit aber zu klein geworden war. Mit dem Problem wandte sich die Familie an Planer Christian Fuchs. Gemeinsam beschloss man, das 1969 errichtete Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche zu sanieren und zu erweitern, um Platz für alle drei Generationen zu schaffen. „Erd- und Obergeschoß sollten von der Baustruktur größtenteils erhalten bleiben und mit der Aufstockung sollte ein Niedrigenergiehaus mit hohem Standard entstehen“, erklärt Fuchs. Im Erdgeschoss entstand eine 76 Quadratmeter große Wohnung für die Großeltern. „Damit die beiden keine Treppen steigen müssen“, erläutert der Planer. Der neue Eingangsbereich im Westen, der als Windfang konzipiert wurde, dient sozusagen als Verteiler. Das Treppenhaus bietet nämlich getrennte Zugänge zu beiden Wohnungen und zum Keller. Während die Grundmauern im Erdgeschoß und im ersten Obergeschoß erhalten blieben, musste das alte Giebeldach weichen und wurde durch einen Holzbau mit Flachdach ersetzt. Auf diesen beiden Etagen befindet sich nun die 149 Quadratmeter große Wohnung der jungen Familie. Garderobe, Schlaf- und Kinderzimmer und zwei Bäder sind im ersten Obergeschoß untergebracht. „Die Kinderzimmer wurden mit einer Auskragung Richtung Süden erweitert, um auch der Erdgeschoßwohnung mit großer Südverglasung Schatten zu spenden“, so Fuchs.
Das zweite Obergeschoß ist ein gemeinsam genutzter Bereich. Dort öffnet sich das Haus durch raumhohe Fensterflächen nach Osten, Süden und Westen. Der offene Wohn-, Koch- und Essbereich verfügt außerdem über eine überdachte Terrasse. Die auffällige Form des Einfamilienhauses mit Auskragungen, Nischen und Erkern ergab sich aus dem Wunsch nach maximaler Wohnfläche und den einzuhaltenden Grundstücksabständen. Dass bei der Sanierung nicht nur auf die Raumplanung Wert gelegt wurde, sondern auch auf Energieeffizienz, zeigt die Auszeichnung des Einfamilienhauses mit dem Tiroler Sanierungspreis, der vom Land Tirol und Energie Tirol in Kooperation mit der Architektenkammer Tirol und der Bauinnung vergeben wird. „Neben der neuen Raumstruktur mit Optimierung der Fensterflächen zur Sonne ist auch das hochwertige energetische Konzept – mit einem Zusammenspiel von Bauteilqualität und Haustechniksystem auf Basis regenerativer Energien und Komfortlüftung – hervorzuheben“, lautete das Urteil der Jury.