Klettern

Der nackte Fels als neue Herausforderung

Geschätzte 70.000 Tiroler stehen auf die Vertikale: Speziell beim Outdoor-Klettern werden die Gefahren jedoch unterschätzt.

Von Miriam Hotter/Irene Rapp

Innsbruck –Zugegeben: Das Risikobewusstsein, was Klettern betrifft, ist groß. „Sogar größer als beim Tourengehen“, weiß Michael Larcher vom Oesterreichischen Alpenverein. Seit vielen Jahren schon bietet die alpine Organisation verschiedenste Kurse für die geschätzten rund 70.000 Tiroler Kletterer an, „die sehr gut besucht sind, weil Klettern das Image hat, eine Risikosportart zu sein“.

Und doch werden diese möglichen Gefahren oft noch unterschätzt – vor allem dann, wenn es von der Halle an den Fels geht. „Steinschlag, weit auseinanderliegende Zwischensicherungen, längere Routen“, nennt Larcher einige Beispiele.

Jedes Jahr etwa würden im deutschsprachigen Raum drei Kletterer im Rollstuhl enden, weil das Seil zu kurz für die Route im Klettergarten sei. Befinde sich dann kein vorsorglich angebrachter Knoten im Seilende, könne es beim Abseilen zum Absturz kommen. „Vorsicht beim Ablassen und Abseilen“, lautet daher nicht umsonst eine der zehn vom Alpenverein erstellten Kletterregeln. „Vorsichtsmaßnahmen, die nicht ein Zeichen von Ängstlichkeit oder Feigheit sind, sondern von Professionalität“, betont Michael Larcher.

Das will man auch bei einem neuen Angebot des Alpenvereins vermitteln, das sich speziell an junge Kletterer richtet: Bei den risk‘n‘fun-Kletterangeboten werden Risikokompetenzen erarbeitet, „die die jungen Leute dann weitergeben sollen“, erklärt Larcher. Nicht nur, weil Gleichaltrige sich lieber von Gleichaltrigen etwas sagen lassen würden. Sondern weil in Tirol auch im Unterschied zu anderen Regionen nahezu 100 Prozent der Kletterer an künstlichen Anlagen irgendwann einmal am natürlichen Fels klettern würden.

Das ist auch der Grund, warum der Verein SAAC (snow and avalanche awareness camps) bereits zum zweiten Mal kostenlose Kletter-Camps für ab 14-Jährige anbietet. „Der Trend zum Klettern im Freien hält an“, nennt SAAC-Geschäftsführer Lucky Rauscher den Grund. Die Camps seien aber keine reinen Kletterkurse. Vielmehr gehe es um den Sicherheitsaspekt beim Kraxeln. „Denn Klettern in der Halle ist etwas ganz anderes als draußen am Fels“, spricht Rauscher die alpinen Gefahren an.