Krisenangst heizt Immo-Preise an
Wegen der Angst vor der Eurokrise sind viele Tiroler mit ihrem Geld in den sicheren Immobilienmarkt geflüchtet. 2011 zogen die Immo-Preise in Tirol kräftig an, Kenner warnen aber. Die AK fordert Senkung der Wohnkosten.
1Wohnungen, Häuser: Im Tirolschnitt legten die Preise für neue Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr laut Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer um 7,6 % auf rund 2580 Euro pro Quadratmeter zu. Auch Einfamilienhäuser (2222 €/+ 4,6 %) und Reihenhäuser (1960 €/+ 5,8 %) wurden spürbar teurer. „Die starke Nachfrage in den letzten zwei Jahren hat die Preise angetrieben“, schildert Arno Wimmer von den Tiroler Immobilientreuhändern. Besonders die Preise im Bezirk Landeck legten im zweistelligen Prozentbereich zu (siehe Info-Box).
Beliebt bleiben indes Anlegerwohnungen mit 2 bis 3 Zimmern, berichtet Wimmer: „Das konzentriert sich in Innsbruck, mittlerweile aber auch in den Bezirksstädten.“ Er warnt aber: Derzeit gebe es viele Anleger, die erstmals Immobilien kaufen und den Markt nicht kennen. „Jeder Immobilienkauf sollte getragen werden von einer gewissen Rendite. Wir haben am Markt aber Verhältnisse, die gegen den langjährigen Trend sind“, warnt Wimmer. Wohnungen, die älter als 10 bis 15 Jahre sind, würden mitunter Neubaupreise erreichen. Hier könne es mittelfristig eine Preiskorrektur geben. Auch das neue Energieausweisgesetz werde bei gebrauchten Immobilien zu Korrekturen führen. Im Vorjahr verteuerten sich gebrauchte Eigentumswohnungen im Schnitt auf 1756 Euro je Quadratmeter (+ 4,78 %). Wichtig sei es aber auch, Wohnungen für die Eigennutzung zu bauen, diese seien besonders in Innsbruck rar, befindet Wimmer.
2 Baugrundstücke: Insgesamt verteuerte sich Baugrund im Tirolschnitt um knapp 7 % auf einen Quadratmeterpreis von 311 Euro. Wimmer glaubt nicht an weitere Preissteigerungen in einem derart hohen Ausmaß. „Baugrundpreise hängen stark von der Widmungspolitik der Gemeiden ab“, so Wimmer. Baugrund für verdichtete Bauweise sei teils erheblich niedriger als Baugrund für Einfamilienhäuser. Der Preis hänge stark von der Lage ab.
3 Mieten: Frei vereinbarte Mieten stiegen in Tirol durchschnittlich um 4,8 % auf fast 7,5 Euro pro Quadratmeter, besonders Kufstein, Landeck und Innsbruck sorgten für einen deutlichen Preisschub. Wimmer: „Mittlerweile macht sich der Preisanstieg auch in der Innsbrucker Umgebung bemerkbar, weil Studenten in Ortschaften ausweichen. Für Innsbruck könnten teure Mieten zum Standortproblem werden, weil immer weniger Menschen das zahlen können. Auch die Betriebskosten stiegen überproportional“, kritisiert Wimmer. Hohe Preise in Ballungsräumen zwingen immer mehr Menschen zum Pendeln, meint Österreichs Fachverbandsobmann der Treuhänder Thomas Malloth. Er fordert eine „Verdichtung“ des Wohnraumes durch den Ausbau der Dachgeschosse.
4 Gefahren: Die Verunsicherung werde sich heuer nicht beruhigen, meint Wimmer. In den vergangenen zwei Jahren habe sich die Zahl der Interessenten um über 20 % erhöht, seit 2009 um 40 %. Er warnt aber davor, sich undifferenziert auf weiterhin derart steigende Immobilienpreise zu verlassen. Sollten die Zinsen steigen, dürfte die Nachfrage zurückgehen“, so Wimmer.
5 AK warnt. „Die hohen Kosten fürs Wohnen stellen für immer mehr Familien eine enorme finanzielle Belastung dar“, warnt Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl. Er fordert Maßnahmen zur Senkung der Wohnkosten: Etwa eine Verringerung der Maklergebühren, die Zweckbindung der Wohnbauförderung, Wohnstarthilfe für Junge, eine Vereinheitlichung der Grundsteuer, flexiblere Mietkaufmodelle sowie Neuregelungen für Umwidmungsgewinne von Grünland zu Bauland. (mas)