Schweizer Millionen unterwegs
Das Steuerabkommen mit der Schweiz hat eine weitere Hürde genommen. Auch Tiroler Banken buhlen um die Millionen aus dem Nachbarland. Ihr Rat: jetzt handeln.
Von Nina Werlberger
Innsbruck, Bern – Die Steuerabkommen der Schweiz mit Österreich, Deutschland und Großbritannien haben weitere Hürden genommen: Der Schweizer Ständerat hat den drei Abkommen am Dienstagabend mit großer Mehrheit zugestimmt. Gestern gab auch der Schweizer Nationalrat grünes Licht. Nun kann die eidgenössische Regierung das Abkommen ratifizieren.
Bei dem Vertrag mit Österreich geht es um eine Amnestie für Steuersünder – er soll mit 1. Jänner 2013 in Kraft treten. Die Einigung ermöglicht es den österreichischen Steuerflüchtlingen, sich von einem Finanzstrafverfahren freizukaufen. Finanzministerin Maria Fekter erhofft sich von dem Abkommen mit der Schweiz Einnahmen von rund 1 Mrd. Euro.
Wie funktioniert es? Bisher unversteuerte Gelder von Österreichern auf Schweizer Bankkonten sollen automatisch und einmalig mit 15 bis 38 Prozent besteuert werden, in der Folge fällt laufend eine 25-prozentige Abgabe auf die Zinserträge an. Gelder aus Straftaten (Mafiagelder, Geldwäsche) können nicht reingewaschen werden. Wer bis Anfang 2013 sein in der Schweiz geparktes Schwarzgeld woandershin transferiert, kann weiterhin bestraft werden.
Aktiv um die Geld-Heimholer wirbt derzeit die Innsbrucker Alpenbank. Vorstandssprecher Martin Sterzinger erhofft sich ein gutes Zusatzgeschäft: „Wir wollen uns auf das Thema draufsetzen. Wir erwarten uns dadurch schon einen relevanten Betrag.“ Die Kunden würden sich derzeit vielfach über ihre Möglichkeiten erkundigen, die Berater registrieren ein „gesteigertes Interesse“. Reagieren würden die Kunden aber noch selten. Sterzinger rät zur schnellen Information – denn wenn Österreicher, Deutsche und Briten gleichzeitig ihr Geld zurückholen würden, könne es zu einem „Stau“ bei den Schweizer Banken kommen. Sterzinger hält die Option der Selbstanzeige in fast allen Fällen für günstiger als die automatische Meldung an die Behörden. „Dann kostet es den Kunden zwischen 5 und 12 %“, rechnet er vor. Wie die Alpenbank werben aktuell mehrere österreichische Institute in Werbeschaltungen um die Geld-Heimholer.
Andreas Falger vom Bankhaus Jungholz (Raiffeisenbank Reutte) registriert unterdessen nur sehr vereinzelte Anfragen. Er hält fest, dass sein Institut nur Kapital aus der Schweiz akzeptiere, wenn ein steuerlicher Nachweis dafür vorliege.
Konkreter ist das Thema hingegen bei der Schoellerbank. Landesdirektor Peter Jenewein spricht von einem „laufenden Thema in den Kundengesprächen“, es gebe auch schon konkrete Schritte. Allerdings halte die Schuldenkrise derzeit noch viele Tiroler davon ab, ihr Geld zurück in den Euroraum zu bringen. „Viele vollen ihr Vermögen außerhalb der EU halten“, erklärt Jenewein. Dabei gebe es durchaus die große Bereitschaft, Steuerschulden zu begleichen. Nur ein Viertel der Anfragen plane eine Rückführung des Kapitals nach Österreich, die Schweiz gelte vielen wieder zunehmend als „Hort der Sicherheit“. Generell sei das Thema Steuerabkommen ein „interessantes Geschäft“ für die Bank.
Wird Österreich also jene 1 Mrd. Euro einnehmen, die sich die Finanzministerin erhofft? Jenewein glaubt ja. Und auch Sterzinger meint, dass das Steuerabkommen mit der Schweiz für den österreichischen Staat und die Kunden erfolgreich sein wird. „Was früher ein Kavaliersdelikt war, gilt heute als kriminell. Man muss als Bank die Rückholung empfehlen – im Interesse der Kunden und im Interesse Österreichs.“ Falger bemerkte, dass beim Thema Steuerflucht international „das Korsett immer enger wird“. Die EU-Amtshilferichtlinie werde 2014 kommen und ein Vorläufer für einen automatischen Informationsaustausch sein, meint Falger. Es gebe keinen Weg zurück – die Anleger müssten sich jetzt mit dem Thema befassen.