Freizeit

Wie Fußball uns den Mann erklärt

Beim Fußball sind Männer so, wie Frauen sie gerne hätten: leidenschaftlich, treu und emotional. Wenn nächsten Freitag die Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und Polen beginnt, ist die Faszination dieses Sports wieder spürbar.

Von Miriam Hotter

Welche Frau kennt das nicht: Der Partner sitzt im Fußballtrikot seiner Lieblingsmannschaft auf der Couch, ein Bier in der einen Hand, fettige Chips in der anderen. Augen hat er nur noch für den flimmernden Fernseher, der zwei Mannschaften hinter einem Ball herlaufend zeigt, wie sie versuchen das „Runde ins Eckige“ zu bekommen. Und jetzt steht uns Frauen die diesjährige Europameisterschaft noch bevor.

Aber anstatt die Fußballleidenschaft der Männer zu verfluchen, sollten sich die Frauen lieber über die Möglichkeit freuen, ihre Partner von einer völlig anderen Seite kennen zu lernen, sagt die 53-jährige Autorin Constanze Kleis, die selbst seit 20 Jahren mit einem Fußballfan zusammen ist und das Buch „Ballgefühle“ geschrieben hat. „Wenn es um Fußball geht, kann selbst der macho­hafteste Mann in Tränen ausbrechen, einem Spieler die ewige Treue versprechen und bei Frisurfragen äußerst modebewusst sein. Auch für Auswärtsspiele ist kein Weg zu weit, während sich die Frau zwei Wochen lang den Mund fusselig reden kann, wenn sie mal für ein Wochenende wegfahren will.“

Woran liegt das? „Beim Fußball ist alles sehr klar strukturiert und es gibt feste Regeln, die zumindest für sie selbst auch noch leicht zu verstehen sind“, sagt die Autorin aus Frankfurt. Der Sport biete das, worüber Frauen nur selten verfügten: Klarheit. „Fußball ist ein Zufluchtsort für Männer, die bei Frauen nie wirklich wissen, ob sie sich gerade wieder durch Treibsand begeben und etwas falsch machen.“ Außerdem sei Fußball eine Liebe, die keine Gegenleistung verlange.

Das Fußballspiel sei für Männer „eine Art Reservat, wo Eigenschaften zählen, die sonst nicht mehr sehr gefragt sind“. Dazu gehöre die Tatsache, dass man sich auch ohne viele Worte gut verstehen könne. „Fußball hat ein großes Herz – das schätzen Männer sehr“, erklärt Kleis.

Ein großes Herz mit einer Menge Testosteron: Verschiedene Studien haben bewiesen, dass der männliche Körper während eines Fußballmatches das Hormon vermehrt produziert. Wenn Frauen jetzt verständnislos den Kopf schütteln, dann tun sie das zu Unrecht. „Frauen können das ernten, was Fußball sät“, lacht Kleis. Das ist aber längst nicht der einzige Vorteil, den der beliebteste Männersport weltweit für die Frauen hat. „Auch wenn unsere Partner ihrer Mannschaft oft hinterherreisen – wir sollten uns über diese Auszeit voneinander freuen, denn nach einem Fußballspiel kommen sie meist zufrieden und ausgeglichen nach Hause.“

Entspannt sind sie zumindest nach einem Spiel. Dass Männer während eines Matches alles andere als gelassen sind, zeigt die steigende Zahl von Herzinfarkt-Patienten. Im Viertelfinale der Weltmeisterschaft (WM) 1996 erlitten in den Niederlanden 50 Prozent mehr Fußballfans einen Infarkt als an „normalen“ Tagen. Doch nicht nur das Herz unserer starken Männer ist gefordert, sondern auch ihre Stimmbänder: Laut einer „Yahoo! Deutschland“-Umfrage hat jeder dritte Deutsche bei einem Spiel schon einmal den Fernseher angebrüllt. „Bei der WM 1998 hat ein Mann sogar so laut geschrien, dass er taub geworden ist“, weiß Kleis. Die gute Nachricht: Sofern das Spiel nicht sterbenslangweilig ist, verbrennt „mann“ während 30 Minuten Fußballschauen etwa 100 Kalorien.