Mit anderen Augen sehen

Der Lions Club Reutte erwanderte mit nichtsehenden Freunden das obere Lechtal.

Reutte –Unter neuer Leitung veranstaltete der Lions Club Reutte vor Kurzem seine jährliche Blindenwanderung, die im Gedenken an Reinhold Wolf und in seinem Sinne durchgeführt wurde. Mit der über 50-köpfigen Gruppe, davon 18 Blinde aus Deutschland und Österreich, wurde heuer drei Tage lang das obere Lechtal erwandert.

Der Ausflug begann am Ortsende von Häselgehr und führte entlang des Lechufers über Elbigenalp nach Bach zum Hotel Post.

Am darauffolgenden Tag pünktlich um 9 Uhr war der Aufbruch, zuerst mit dem Bus nach Holzgau, dann zu Fuß über Gföll und den Paul-Scharf-Höhenweg nach Steeg zur Mittagsrast im Gasthof Stern. Von dem gute Essen gestärkt wurde die Gruppe mit dem Bus nach Lechleiten, dem höchsten Punkt der Wanderung, auf 1495 Metern Seehöhe gebracht. Der Abstieg über den Alpenrosensteig war für die Truppe aufgrund der Schneefälle der letzten Tage eine große Herausforderung, da einige Schneefelder gequert werden mussten.

Bei einer kurzen Rast informierte Josef Walch, zuständig für den Forst im Bezirk Reutte, über den Wald und die Lawinensituation im oberen Lechtal. Nach dem Überqueren der alten Lechbrücke bei den „Elefantenzähnen“, bekannt bei vielen Wildwasserfahrern, war bald das Ziel erreicht. Der Bus brachte die müden Wanderer schließlich zurück nach Bach.

Am dritten Tag wanderte die Gruppe lechaufwärts über Kraichen auf dem Adlerweg bis zur Mittagspause in Holzgau im Hotel Post. Der Nachmittag brachte mit der über 200 Meter langen und 105 Meter hohen, neu errichteten Hängebrücke nicht nur für die blinden Freunde eine weitere Herausforderung. Durch blühende Wiesen ging es über Schiggen und Benglerwald zu einer Waldkapelle im Ortsteil Seesumpf, wo eine würdige Gedenkfeier für Reinhold Wolf abgehalten wurde.

Nach dem gemeinsamen Abendessen und einem Rückblick auf die vergangenen Ausflüge spielten zwei blinde Freunde auf ihren Gitarren auf und unterhielten die Wanderer auch am letzten Abend bis spät in die Nacht, in der Hoffnung auf ein „Wiedersehen“ im nächsten Jahr. (TT)