60. Thronjubiläum

„Sie hat ihren eigenen Kopf“

Seit 60 Jahren regiert Elizabeth II. – Grund genug, Madam einige Zeilen zu schreiben.

Madam,

nicht jeden Tag bekommt man die Ehre, einer Königin zu schreiben. Doch zum 60. Thronjubiläum muss eine Gratulation gestattet sein. Zumal sich vor 86 Jahren wohl niemand gedacht hätte, dass Sie einmal ein Land regieren werden. Einzig die Zeitung Daily Sketch bewies zu Ihrer Geburt am 21. April 1926 schon den richtigen Riecher. „Eine mögliche Königin von England wurde gestern in 17 Bruton Street, Mayfair geboren.“ Dennoch wurde Ihrer Person schon damals viel Aufmerksamkeit zuteil, wie man einer neuen Biographie („Elizabeth II. – Das Leben der Queen“ von Thomas Kieplinger, C.H. Beck-Verlag) entnehmen kann.

Mit gerade einmal drei Jahren waren Sie zum ersten Mal Titelmädchen des Time-Magazins und ein Jahr später konnte man Sie schon bei Madame Tussauds bewundern. „Sie hat ihren eigenen Kopf, strahlt Autorität und Nachdenklichkeit aus, was erstaunlich ist bei einem Kleinkind“, urteilte 1928 niemand Geringerer als Winston Churchill über Ihre Hoheit. Eine Autorität, die Sie in all den Jahren – mit Verlaub – auch nie verloren haben.

Trotzdem scheinen Sie mit Ihrem Schicksal nicht immer glücklich gewesen sein. So haben Sie, zumindest hat dies Ihre schottische Großmutter Lady Strathmore behauptet, „glühend um einen Bruder gebetet“, als Sie von der Abdankung Ihres Onkels, König Eduard VIII., erfuhren.

Doch das Schicksal wollte es anders und so war es an Ihnen – nach dem Tod Ihres Vaters am 6. Februar 1952 –, das Land zu führen. Ein Amt, das Sie mit Würde antraten. „Welche Formalitäten muss ich in dieser Stunde erfüllen?“, war einst Ihre ersten Frage an Ihren Sekretär. Der Rückenwind aus dem Volk bestärkte Sie zudem – zumal laut einer Umfrage im Jahr 1953 damals 34 Prozent der Briten an die göttliche Sendung des Monarchen glaubten.

Fragen werden Sie heute wohl nur noch wenige stellen: Sie wissen sprichwörtlich, „wie der Laden läuft“, und lassen sich nicht mehr gerne auf die königlichen Finger schauen. So war vor allem Ihr Verhältnis zu Premierministerin Margaret Thatcher sehr angespannt. Doch auch mit Ihrem werten Herrn Gatten scheinen Sie es nicht immer leicht gehabt zu haben. Frau kann Sie verstehen, vor allem wenn man von folgender Episode hört. Kurz nach Ihrer Hochzeit bemerkte eine Freund, dass Sie einen schönen Teint besitzen würden. „Ja, und sie ist so am ganzen Körper“, urteilte Ihr Gemahl... Doch wie heißt es so schön? Humor ist, wenn man trotzdem lacht. In diesem Sinne: Gratulation zum diamantenen Jubiläum. (Kathrin Waldner)