Die Zahl der Lkw-Fahrten am Brenner soll halbiert werden

Fahrverbote und die Alpentransitbörse sollen den Transit bremsen bzw. auf die Schiene verlagern. Derzeit geht es in Tirol eher in die andere Richtung.

Von Anita Heubacher

Innsbruck –Bis 2030 soll die Zahl der Lkw-Fahrten über den Brenner auf eine Million pro Jahr reduziert werden. Das ist ein mehr als ambitioniertes Ziel. Denn derzeit benützen doppelt so viele Lkw diese Strecke. Verkehrslandesrat Bernhard Tilg (VP) hält das Ziel für erreichbar, wie er via Aussendung wissen ließ. In Lyon trafen sich die Vertreter der Alpenländer und schworen sich auf einen Stufenplan ein, der den Verkehr verringern soll. Das Projekt trägt den Namen Monitraf. Die Grünen begrüßten am Freitag den Stufenplan.

Neben der Ausweitung von Fahrverboten für weitere Euro-Klassen soll vor allem die Alpentransitbörse die Lkw-Fahrten einbremsen (siehe Kasten). Langfristig setzt Tilg auf den Bau des Brennerbasistunnels und der Zulaufstrecken. Ziel sei weiterhin die Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Allerdings geht es in Tirol derzeit eher in die andere Richtung. Die Rollende Landstraße (RoLa) muss massive Einbrüche hinnehmen. Auf der Strecke Wörgl bis Trient wird ein Rückgang von 50 Prozent verzeichnet, auf der gesamten Brenner-achse sind es 25 Prozent. Grund dafür ist auch, dass besonders bahnaffine Güter wie Schrott, Müll & Co. wieder auf der Straße transportiert werden dürfen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat im Dezember 2011 das sektorale Fahrverbot gekippt.

Von 11. Juni bis zum 30. September macht der Umbau der Brennerbahn die Schiene unattraktiver. 50 Tage ist die Strecke ganz gesperrt. Da wird die RoLa eingestellt.

Mit Ende des Jahres könnte es noch einmal dick kommen: Die Förderungen für die Benutzung der RoLa könnten gekürzt werden. Die Notifizierung läuft, der Bund verhandelt derzeit mit der EU. Weniger Förderungen könnten der RoLa den Garaus machen, befürchten Verkehrsexperten. Denn die RoLa sei ohne Förderungen nicht wettbewerbsfähig.

So düster sieht man es bei der Betreiberin der RoLa, der Ökombi, nicht. „Wir glauben an das Produkt und bauen deshalb die Verladestation in Wörgl aus“, erklärt Pressesprecher Rene Zumtobel. Man hoffe, dass die Förderungen nicht gekürzt würden. „Die EU steht hinter der Verlagerungsstrategie“, glaubt er. Einen Pluspunkt hat die RoLa, sie transportiert Lkw über 40 Tonnen. Das macht laut Zumtobel 30 Prozent des Umsatzes aus.

Dieses Zuckerl allein sei zu wenig, fürchten Verkehrsexperten. Einen Plan B, falls die Förderungen gekürzt werden, gibt es derzeit beim Land noch nicht. Ebenso wenig wie eine einheitliche Linie, wie man in Brüssel um das sektorale Fahrverbot kämpfen will.