Südring-Diva „Miss Biggy“ hofft auf Fußfessel und Familienleben

Einst Tirols bekannteste Zuhälterin und Herrscherin über den nächtlichen Südring, will „Miss Biggy“ ein neues Leben und ein Buch schreiben.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –Spricht man in Innsbruck vom Straßen­strich, meint man meist den nächtlichen Südring. Neben männlichen Zuhältern heimischer und östlicher Herkunft herrschte lange­ auch eine Frau über die Standplätze an der Verkehrs­achse.

„Miss Biggy“ wurde die ebenso selbstbewusst wie heiter auftretende Blondine im Milieu genannt. Eine Frau mit zwei Gesichtern – ist sie doch auch vierfache Mutter. Wohl der Hauptgrund für einen Gesinnungswandel. Schon bei einer Verurteilung wegen Zuhälterei im Jahr 2007 schwor die 41-Jährige damals vor Gericht, dass sie dem Rotlicht entsage: „Die Firma ist endgültig geschlossen, Herr Rat!“, beschwor „Miss Biggy“. Richter Böhler verhängte darauf ein Jahr Haft bedingt.

Trotzdem klickten im Herbst letzten Jahres­ erneut die Handschellen­. Wieder war die Rückfällige­ mitsamt ihrer 65-jährigen Mutter in die Vermietung von Liebesnestern und die entgeltliche Zuteilung von Standplätzen involviert. Die Strafe­ über die scheinbar unverbesserliche­ Zuhälterin fiel dann im Dezember mit insgesamt 27 Monaten Gefängnis hart aus.

Aufgrund tadelloser Führung ist die 41-jährige Frau in der Justizanstalt jedoch schon jetzt ein Fall für eine Arbeitsstelle im Freigang. Bei Rechtsanwalt Markus Abwerzger­ traf die TT darauf die einstige Rotlicht-Grande-Dame­ zum ersten Interview in „Freiheit“.

Die nunmehrige Mitarbeiterin in einer Pizzeria gab sich dabei betont geläutert. „Als ich 16 Jahre alt war, habe ich als Zimmermädchen im Hotel Europa angefangen. Das ging einige Jahre. Seither habe ich aber nicht mehr regulär gearbeitet. Erst im Gefängnis entdeckte ich in der Wäscherei dann wieder, dass eine normale­ Arbeit eigentlich nichts Schlimmes ist. Jetzt will ich nur noch diesen Weg gehen!“

Letztlich ausschlaggebend sollen dafür die Kinder und der Lebensgefährte der 41-Jährigen sein: „Ich war zuvor noch nie in Haft. Bei meiner früheren Beschäftigung hatte ich untertags Zeit für die Kleinen (zwei und vier Jahre). Die Trennung durch eine Haftzelle war für mich jetzt jedoch der größte Schmerz meines Lebens“, gestand jene Frau ein, die sich jahrelang gegen konkurrierende Zuhälter erfolgreich zur Wehr gesetzt hatte. „Initialzündung war die Anmeldung des Vierjährigen­ im Kindergarten. Von da an wusste ich – jetzt ist Schluss mit dem alten Lotterleben!“

Die Kinder sind während der Haft allerdings in den Händen der Jugendwohlfahrt. Rechtsanwalt Abwerzger: „Aus diesem Grund haben wir einen Antrag auf Bewilligung eines Hausarrests mit Fußfessel gestellt. Alle­ Voraussetzungen liegen vor. Der Lebensgefährte steht voll zu Mandantin und Kindern!“

Ein weiteres Projekt schwebt „Biggy“ übrigens schon vor. Die Tirolerin möchte ihr schillerndes Leben in Buchform veröffentlichen. Die einmalige Mischung aus einst führender Zuhälterin und vierfacher Mutter mit besten Kontakten zu allen Teilen der Tiroler Gesellschaft dürfte für pikante Geschichten und Sprengstoff sorgen.