60. Thronjubiläum

Bisher älteste britische Monarchin denkt nicht an Abdankung

Mit ihren 86 Jahren ist Queen Elizabeth II. bisher die älteste britische Monarchin. Experten erwarten trotzdem keine Änderung in der Thronfolge zugunsten von Prinz William.

Wien, London – Dieses Wochenende beginnen in Großbritannien die Hauptfeierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Die Königin ist mit ihren 86 Jahren die bisher älteste britische Monarchin, die das „Diamond Jubilee“ begeht, und an eine Abdankung ist Experten zufolge nicht zu denken.

„Natürlich gibt es so etwas wie Abdankung, aber das ist ein Unwort in der königlichen Familie - daran glauben sie überhaupt nicht“, sagt der Verfassungsrechtler Noel Cox von der walisischen Universität Aberystwyth zur APA. Im Falle Eduards VIII., der 1936 auf den Thron verzichtete, um die zweimal geschiedene US-Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können, habe es sich um „außergewöhnliche Umstände“ gehandelt. Das Erbe dieser Abdankung sei für die königliche Familie selbst ein sehr schwieriges gewesen, besonders für den Vater der Queen, der plötzlich König werden musste.

Es gibt keine Tradition für Abdankungen in der britischen Monarchie

„Ich glaube, die Königin würde eine Abdankung keinen Moment lang in Betracht ziehen, weil sie gesehen hat, was das für ihren Vater (Georg VI., der nach der Abdankung seines Bruders unvorbereitet den Thron besteigen musste, Anm.) bedeutet hat, und ich glaube nicht, dass Prinz Charles wollen würde, dass seine Mutter abdankt.“ Cox bringt dies auch mit dem Pflichtgefühl in Verbindung, das in der königlichen Familie generell sehr stark sei: „Es gibt eine starke Überzeugung, dass sie gewisse Rollen auszufüllen haben, egal, was passiert.“

Auch der Historiker Andrew Thompson von der Universität Cambridge hält eine Abdankung für „unwahrscheinlich“: „Es gibt keine Tradition für Abdankungen in der britischen Monarchie, wie es sie in manchen anderen europäischen Königshäusern gibt.“ Auch mit einem Amtsverzicht aus gesundheitlichen Gründen ist seiner Ansicht nach nicht zu rechnen, selbst wenn man heute wohl nicht mehr wie in der Vergangenheit vor der Öffentlichkeit verbergen könnte, wie krank ein Monarch wirklich sei. „Aber ihre Mutter (Königin Elisabeth) hat sehr lange gelebt (1900-2002) und war auch bis zum Schluss sehr aktiv.“

In Umfragen schneidet William besser ab als Charles

Wer der Queen nachfolgen soll, wird in der Öffentlichkeit immer wieder thematisiert - zumal die Nummer zwei in der Thronfolge, ihr Enkelsohn Prinz William, in Umfragen immer wieder besser abschneidet als sein Vater Charles. Experten erwarten jedoch nicht, dass letztlich eine Generation übersprungen wird. Thompson bezeichnet dies als „unwahrscheinlich“. Ähnlich sieht das Cox: „Mich würde das extrem überraschen, und ich denke, es wäre sehr gegen die Wünsche der königlichen Familie.“ Prinz William wäre wohl „absolut entsetzt“ über die Vorstellung, anstelle seines Vaters König zu werden. „Ich glaube nicht, dass Prinz William seinen Vater übergehen wollen würde.“

Auch würde ein derartiger Schritt gesetzlicher Änderungen bedürfen, und zwar nicht nur im Vereinigten Königreich selbst, sondern in allen 16 Commonwealth-Staaten, deren Staatsoberhaupt die Queen ist. „Das wäre ziemlich komplex, eine viel komplexere Aufgabe, als es 1936 war, als das Gesetz nur in ein paar Ländern geändert werden musste“, sagt der Jurist. „Ich glaube nicht, dass es der Mühe wert ist, um ehrlich zu sein. Ich denke, die politischen Eliten in all diesen Ländern könnten sagen und würden vermutlich sagen, wir haben Besseres mit unserer Zeit zu tun, als das Gesetz zu ändern.“

Vielleicht wäre eine Änderung in der Thronfolge aber auch gar nicht unbedingt im Sinne der Briten - das scheint zumindest eine Umfrage nahezulegen, die diese Woche vom Institut Ipsos MORI veröffentlicht wurde. Demnach sind derzeit 51 Prozent der Ansicht, dass Prinz Charles nicht zugunsten seines ältesten Sohnes auf den Thron verzichten sollte. 40 Prozent vertreten die gegenteilige Meinung. Unmittelbar vor der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton im April des Vorjahres war das Verhältnis noch 47 zu 46 Prozent gewesen.

Ein Vertreter des Meinungsforschungsinstituts meinte zu der aktuellen Umfrage, die Unterstützung für die Monarchie sei kurz vor den Jubiläumsfeierlichkeiten auf einem Rekordniveau, während die Meinung der Öffentlichkeit im Hinblick auf die Nachfolge der Queen weniger festgelegt sei. Tatsächlich hatte eine nur wenige Tage zuvor publizierte Guardian/ICM-Befragung ein völlig anderes Resultat ergeben: Demnach wären 48 Prozent im Falle des Todes oder einer Abdankung der Queen dafür, dass Prinz William der nächste König wird, 39 Prozent sprachen sich für Prinz Charles aus. (APA)