Angst vor Fremden steigt

In Österreich sind die Vorbehalte gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund besonders groß. Daran trägt auch die Politik Schuld.

Von Marco Witting

Innsbruck –Die einen sind außergewöhnlich, die anderen nur Außenseiter – Ausländer sind sie beide­. Da ein cooler­ Surferboy aus Australien­. Dort ein junger Mann aus der Türkei­. In der Wahrnehmung vieler Menschen mit Migrationshintergrund gibt es eine massive Zweiklassengesellschaft. Und daran­ hat die Politik einen gewichtigen­ Anteil.

Im europäischen Vergleich hegen die Österreicher die größte Antipathie gegenüber Migranten. Bei der Frage, welche Personengruppe sie sich nicht als Nachbarn wünschen, zeigte sich laut EU-Werte­studie 2011 im Land der Berge die höchste Ablehnung. Der Innsbrucker­ Politologe Reinhold Gärtner sieht darin auch eine Schuld der heimischen Politik. „Wenn so etwas permanent betont wird, etwa dass es viele­ ausländische Straftäter gibt, dann verfestigt sich dieses Bild.“ Auch die mediale Betrachtung der Menschen mit Migrations­hintergrund würde dazu ihren nicht unwesentlichen Beitrag leisten.

In Tirol seien die Vorbehalte gegenüber anderen nicht stärker oder schwächer als im restlichen Bundesgebiet. Wobei Gärtner feststellt, dass es derartige Entwicklungen auch in anderen Ländern der EU gibt.

Klar sei, dass es eine „Hierachisierung“ gegenüber Menschen aus dem Ausland gibt. „Der Manager aus Kanada und der Flüchtling aus Burkina Faso werden anders wahrgenommen.“ Und: Je dunkler die Hautfarbe, desto schneller wird er in eine Schublade gesteckt.

Die Angst vor dem und den anderen sei in den vergangenen Jahren spürbar stärker geworden, sagt Gärtner. Dies lässt sich auch aus dem europa­weiten Ranking ablesen. 1999 lag Österreich noch im Mittelfeld der „Antipathie­landschaft“. Besonders deutlich wurde­ die negative Einstellung gegenüber Ausländern im Jahr 2008.

Die Studienautoren stellen für Österreich auch eine hohe Unerwünschtheit von Muslimen als Nachbarn fest. Österreich liegt demnach auf Rang acht. In Frankreich ist dieser Wert – trotz Kopftuch- und Burkadebatten – niedriger.

Für den Politologen Gärtner ist aber bei Weitem nicht alles so düster, wie es scheinen mag. Er erkennt in den vergangenen Jahren auch eine gegenteilige Strömung. Gerade die Situation rund um diverse Abschiebefälle (Stichwort Arigona Zogaj) und die Arbeit von Organisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen, habe eine breite Diskussion und vielerorts auch ein differenzierteres Bild in der Öffentlichkeit erzeugt.

„Sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik­ schauen aber immer noch viele häufiger auf das Trennende anstatt auf das Verbindende“, erklärt der Politologe.