Sexübergriff: „Kirche muss handeln“
Trotz sexuellen Missbrauchs sind in Tirol noch Priester im Amt. In einem Brief wird nun Bischof Scheuer aufgefordert zu handeln.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck, Wien –Ein Pater (Namen der Redaktion alle bekannt) soll Schüler sexuell missbraucht haben und ist nun als Pfarrer im Amt. Ein anderer Pater hat sich an Internatsschülern und Ministranten sexuell vergangen, wurde 2011 wegen Nötigung verurteilt und arbeitet weiter als Aushilfspriester. Ein weiterer Pfarrer soll sich ebenfalls des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben und wurde in eine andere Pfarre versetzt, wo er zurzeit immer noch tätig ist. Ein Laienmitarbeiter soll Kinder zum Sex gezwungen haben und arbeitet weiterhin in der Diözese Innsbruck.
Dass die katholische Kirche mutmaßliche und verurteilte Täter „nur versetzt hat, und das auch weiter tut, ist ein Skandal“, meint Philipp Schwärzler von der Plattform „Betroffener kirchlicher Gewalt“. In einem Brief, der heute an Bischof Manfred Scheuer geschickt wird, fordert die Plattform das Tiroler Kirchenoberhaupt auf, „endlich ernsthafte Konsequenzen zu ziehen“.
Schwärzler und die Betroffenen, die sich bei der Hotline gemeldet haben, verlangen, dass der Bischof garantiert, „dass die Täter aufgrund dessen, was sie im Hinblick auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu verantworten haben, keine priesterlichen Funktionen mehr ausüben können. Für alle Personen gilt, dass sicherzustellen ist, dass sie keine Kinder mehr gefährden.“
Unbekannt sind die Fälle der Beschuldigten nicht: Bischof, Abt und Ombudsstelle wurden über die Anschuldigungen bereits 2010 und 2011 informiert, aus dem Kirchendienst ausgeschlossen wurde bisher aber keiner der Verdächtigen. Da viele Fälle von Gewalt bereits verjährt sind und strafrechtlich keine Konsequenzen drohen, „sei es erst recht die Aufgabe der Kirche, den Betroffenen, die unter massiven und langfristigen Beeinträchtigungen leiden, zumindest ein Stück Gerechtigkeit zukommen zu lassen“, so Schwärzler. Den Ethikvertrag, den Priester in Tirol künftig unterschreiben müssen, hält Schwärzler zwar für einen guten Schritt, „aber viel wichtiger ist es, wenn die Kirche sich dazu entschließt, Täter aus der Kirche rauszuwerfen und mit der Jobgarantie Schluss macht.“
Angeprangert wird der Umgang mit beschuldigten Priestern aber nicht nur in Tirol. Zeitgleich werden heute auch österreichweit an Bischöfe Briefe verschickt, in denen diese zum Handeln aufgefordert werden. Knapp 400 Meldungen zu Gewalt sind seit März 2010 bei der unabhängigen Hotline (06 99/10 36 93 69) der Plattform eingegangen. Betroffene können sich auch weiterhin dort melden.