Hells Angels Treffen - Verletzter Gastwirt und beschädigtes Lokal
Der „World Run“ der Hells Angels lockt zahlreiche Mitglieder und ein Großaufgebot der Polizei an den Schwarzlsee.
Unterpremstätten - In Deutschland sorgt die Biker-Gruppe derzeit nach einer Großrazzia im Norden des Landes und der Suche nach einer Leiche für Aufsehen und hitzige Debatten. In Österreich treffen sich die „Hells Angels“ an diesem Wochenende zu ihrem „Word Run“ in Unterpremstätten.
Nicht nur schwarze Motorräder, Rocker und Lederjacken sind omnipräsent, die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort und wird dabei auch von deutschen Kollegen unterstützt.
Polizei-Insider: „Creme de la creme ist da“
Einer von ihnen, ein Polizist aus Berlin, der inkognito bleiben will, erzählte Freitagmittag während des Eintreffens der „Höllenengel“ am Veranstaltungsgelände von der Gefährlichkeit einiger anwesender Mitglieder und meinte, dass die „Creme de la creme“ zum Treffen in die Steiermark gekommen sei.
Er selbst sei seit zehn Jahren szenekundiger Beamter in Berlin, wo es im Gegensatz zu Österreich schon oft zu Messerstechereien, Morden und anderen kriminellen Delikten gekommen sei, die im Zusammenhang mit den Motorradrockern stünden. „Die schweren Jungs sind an ihren Lederjacken zu erkennen. Einer der Aufnäher bedeutet, dass das Mitglied schon einmal ein Tötungsdelikt begangen hat“, so der Polizist im Gespräch mit der APA. In dem Moment, als er das Symbol erklärte, ging auch schon eines jener Clubmitglieder vorbei. Er verweigerte demonstrativ den Kontakt zum Beamten, den er bereits von anderen Veranstaltungen kannte.
Zu zwei Zwischenfällen mit Mitgliedern der Hells Angels ist es bereits am heutigen Freitag gekommen. Ein Wirt wurde laut Polizei in der Nacht auf Freitag verletzt, als er einen Streit zwischen einem Gast und sieben Mitgliedern der Gruppe schlichten wollte. In einem anderen Lokal wurden neun „Höllenengel“ angepöbelt und demolierten daraufhin einen Teil der Einrichtung.
Wirt wollte Streit schlichten: Nasenbeinbruch
Der erste Zusammenstoß ereignete sich kurz nach Mitternacht in Kalsdorf bei Graz, als ein 44-Jähriger mit seinem Sportwagen vor einem Lokal das Motorrad eines Hells Angels umstieß. Daraufhin kamen sieben Mitglieder der Gruppe dazu und umringten den Lenker. Der Wirt wollte schlichtend eingreifen, wurde aber mit einem Kopfstoß, bei dem er einen Nasenbeinbruch erlitt, außer Gefecht gesetzt.
Gegen 5.00 Uhr wurden neun Hells Angels in einem Lokal in Graz-Straßgang von einem Unbekannten angepöbelt, woraufhin sie Sessel, Tische und Gläser umwarfen und den Zigarettenautomaten, einen Flachbildschirm und einen Spiegel zertrümmerten. Sie verschwanden noch vor dem Eintreffen der Polizei.
Zur Verhaftung ausgeschriebener „Höllenengel“ aus dem Verkehr gezogen
Im Zuge der stichprobenartigen Lenkerkontrollen der Polizei bei der Zufahrt zum Veranstaltungsgelände war es zu einer ersten Verhaftung gekommen. Laut Polizeieinsatzleiter Klaus Rexeis ist ein international zur Verhaftung ausgeschriebener „Höllenengel“ aus dem Verkehr gezogen worden.
Seitens des Presseteams der Hells Angels Austria distanzierte man sich von kriminellen Machenschaften in anderen Ländern: „Wir sind hier in Österreich und die anderen sind unsere Gäste.“ Rexeis erklärte, dass seit dem Vormittag zahlreiche Kontrollen von Bikern und Clubanhänger, die im Pkw oder mit Bussen anreisen, vorgenommen worden sind.
„Es ist wie ein Betriebsausflug“
Die beiden Sprecher der Hells Angels Austria zeigten sich vor der Presse überrascht über das hohe Medieninteresse: „Das ist ein World Run wie er jedes Jahr stattfindet. Es ist wie ein Betriebsausflug und darum wollen wir das nicht so sehr nach außen tragen.“
Sie sahen das Image der österreichischen „Höllenengel“ als gut und sprachen von einem guten Verhältnis zur Bevölkerung. „Was in Deutschland oder sonst wo passiert, ist ein anderes Thema.“ Das Treffen bringe der Region immerhin rund 10.000 Übernachtungen. „Wir erleben oft, dass wir angepöbelt werden, weil die Leute ausprobieren wollen, bis wann ein Hells Angel ausrastet,“ so einer der beiden. Auf jedem Fußballspiel oder Feuerwehrfest mit vielen Betrunkenen gehe es schlimmer zu als hier beim „World Run“.
Mitglieder aus aller Welt angereist
Beim ersten Tag des „World Runs“ der Hells Angels am Schwarzlsee in Unterpremstätten bei Graz hätte der Einlass eigentlich erst um 15.00 Uhr erfolgen sollen, aber bereits Stunden davor kamen beinahe im Sekundentakt Motorradrocker und Mitglieder in Pkw und Bussen aus aller Welt an. Auch die Polizei rückte mit etwa 20 Kleinbussen an und baute nur wenige Meter vom Haupteingang entfernt ihre Einsatzzentrale auf.
Präsent sind die Hells Angels nicht nur am Gelände des Schwarzl Freizeitzentrums, sondern auch in Graz. Beinahe vor jedem Hotel oder Pension in den südlichen Bezirken und den Umlandgemeinden waren Freitag früh die mehrheitlich schwarzen Maschinen aufgestellt.
Biker wollen unter sich bleiben: „Privat-Party“
Der Zugang zum Freizeitgelände in Unterpremstätten ist nur Mitgliedern und der Polizei erlaubt. Schon seit 6.00 Uhr standen zwei Mannen der Hells Angels - sie kommen vom Clubableger in Bukarest - am Einlass zum Freizeitgelände. Entspannt „wuzelten“ sie sich eine Zigarette und grüßten freundlich.
Zugang für Medien sei aber genauso wenig gestattet wie für Nicht-Mitglieder: „Das ist eine Privat-Party“, erklärte einer der bärtigen „Höllenengel“. Wegweiser und Eingang kommen nur mit der Zahl 81 (die Ziffern stehen für die Anfangsbuchstaben der Hells Angels im Alphabet) als Hinweis aus.
„Hells Angels fühlen sich in Österreich wohl“
Der „World Run“ finde nach Auskunft des szenekundigen Berliner Beamten nicht zufällig in Österreich statt: „Die Hells Angels fühlen sich in Österreich wohl, denn hier gab es noch nie Ärger mit der Polizei und daher haben sie auch nicht viel zu befürchten.“ Gerade weil Österreich für die „Höllenengel“ bisher eine Art blinder Fleck war, seien auch die österreichischen Einsatzkräfte seiner Meinung nach zu unerfahren im Umgang mit den teilweise „hoch kriminellen Herrschaften“.
Das sei auch der Grund, warum insgesamt 17 Kollegen aus dem Ausland hinzugezogen worden sind.
Im Zuge seines Berufs sei der Polizist bereits mehrmals auch von den Hells Angels bedroht worden: „Sie machen das oft auch subtil. Einmal wurde ich von einem der Mitglieder angesprochen und er meinte, dass er mich in Potsdam gesehen habe und ob das meine Tochter gewesen sei, die bei mir war.“ Unter den meisten Clubanhängern herrsche aber „Rockerehre“, das bedeutet, dass Frauen und Kinder tabu seien. Hells Angels aus dem Ostberliner Hooliganmilieu dagegen hätten mit „Rockerehre“ nichts mehr zu tun.
Während des Gesprächs begrüßte der Berliner immer wieder bekannte Gesichter unter den Motorradrockern und erzählte von so mancher Vorgeschichte - darunter Mord, versuchter Mord, Messerstechereien: „Der da hat vermutlich vor drei Jahren einen erschossen, aber wir können es ihm nicht nachweisen.“ (APA)