Vielfältige Rhythmen virtuos abgemischt
„Bom Dia“ heißt das Tonstudio des gebürtigen Tirolers Roland Pickl, das er 2005 in Mosambik eröffnete. Der gleichnamige Dokumentarfilm stellt die überaus lebendige Musikszene vor Ort vor.
Innsbruck – Als „Momentaufnahme“, bezeichnen die beiden Filmemacher Daniel Jarosch und Falco Purner ihren 85-minütigen Dokumentarfilm „Bom Dia Inhambane“. Das Porträt einer überaus lebendigen Musikszene in der entlegenen mosambikanischen Provinzhauptstadt Inhambane wurde im Jänner/Februar 2011 gedreht.
Am Montag steht ein Prescreening im ORF-Zentrum am Programm, Premiere feiert der Film im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Innsbruck (IFFI). „Bom Dia“ ist der Name des Tonstudios, das der gebürtige Innsbrucker Roland Pickl 2005 in Inhambane gegründet hat.
Dort werden nicht nur lokale Bands aufgenommen und produziert, Pickl bildet von der UNESCO gefördert auch Studio- und Tontechnikerinnen aus. „Seit dem Bürgerkrieg liegt dort nach wie vor alles darnieder“, erzählt Filmemacher Jarosch. „Es fehlt an fast allem, umso erstaunlicher wie lebendig, vielfältig und virtuos die lokale Musikszene ist.“
Die Instrumente werden zumeist selbst gebaut bzw. zusammengeschustert. Wer einen Computer, ja selbst einen USB-Stick braucht, besorge diesen in der Hauptstadt Moputo oder dem Nachbarland Südafrika. So mangelhaft die Infrastruktur, so reich die musikalische Tradition des Landes.
Wie sehr Musik dabei die Menschen bewegen kann, erfuhr der Musiker und Produzent Roland Pickl mit seinem Anti-HIV-Projekt „Positivo“, das er gemeinsam mit dem mosambikanischen Musiker Helio D. ins Leben gerufen hatte. Ein von den beiden produzierter Song, der zum HIV-Test aufruft, wurde zum Hit - und sorgte für 50 Prozent mehr Zulauf bei den Aidstest-Einrichtungen.
Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die in „Bom Dia Inhambane“ erzählt werden. „Der rote Faden für unseren Film war Live-Musik“, sagt Jarosch. Für den Filmemacher und studierten Musikethnologen war dabei vor allem die starke Trommeltradition des Landes interessant: „Die Timbila, ein Holzxylophon, wie es das Orchester von Venancio Mbande spielt, ist in dieser Form einzigartig. Die komponierten Stücke zeichnen sich durch viele Stimmen und verschiedenste Rhythmen aus.“
Vielfältig wie die komplexen Polyrhythmen des vorgestellten Orchesters „Timbila da Venancio“ ist das musikalische Panorama, das der Film präsentiert.
Statt eine klassisch-filmische Erzählform zu bedienen, könnte man bei "Bom Dia Inhambane" von einer Art dokumentarischen Datenbank-Struktur sprechen. Wobei die Filmemacher Anleihen an afrikanischer Dramaturgie genommen haben: „Die Doku besteht aus Kapiteln, die sich wiederholen, beziehungsweise variiert werden, währenddessen wieder etwas neues beginnt“, so Jarosch. Der Film ist einer von insgesamt acht, die im Dokumentarfilmbewerb des IFFI (5. bis 10. Juni im Leokino/Cinematograph) laufen. „Bom Dia Inhambane“ feiert am 7. 6. Premiere. Im Anschluss an den Film präsentiert der Brooklyner Ethnomusikologe und DJ Brian Shimkovitz seine „Awesome Tapes from Africa“. (sire)