Verhandlungen

Harte Zeiten für Bord-Personal bei AUA und Lufthansa

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 18.000 Beschäftigten in der Kabine stehen in Frankfurt kurz vor dem Scheitern. In Wien läuft die Sonder-Kündigungsfrist wegen des Betriebsübergangs aus.

Frankfurt/Berlin/Wien - Für die Beschäftigten der Lufthansa und ihrer Töchter sind harte Zeiten angebrochen. Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 18.000 Beschäftigten in der Kabine stehen in Frankfurt kurz vor dem Scheitern. In Wien muss sich das fliegende Personal der Tochter Austrian Airlines bis morgen Samstag Mitternacht entscheiden, ob es den Betriebsübergang zur tariflich weit billigeren Tochter Tyrolean mitgeht. Am kommenden Sonntag werden zudem ab Berlin erstmals Leih-Stewardessen an Bord die Lufthansa-Gäste betreuen.

Offizielle Angaben am Sonntag

Bei der AUA ist die Rede von 110 bis 120 Piloten und bis zu 250 Flugbegleiterinnen, die von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen könnten. Offizielle Angaben sollen am Sonntag vorliegen. Wer den Betriebsübergang auf Tyrolean (von der AUA für 1. Juli angepeilt) nicht mitmacht, kann unter Mitnahme der Höchstabfertigungen ausscheiden.

In Frankfurt sind die Tarifgespräche für die Kabine unterbrochen, ohne dass man sich auf einen neuen Termin geeinigt hätte, berichteten das Unternehmen und die Gewerkschaft Unabhängiger Flugbegleiter Organisation (UFO) heute übereinstimmend.

Der UFO-Vorsitzende Nicoley Baublies verlangte vom Lufthansa-Management, endlich die kompletten Pläne zur Zukunft der Besatzungen auf den Tisch zu legen. Anderenfalls werde man ein Forderungspaket schnüren, für das innerhalb kurzer Zeit ein Streik ausgerufen werden könne. Dies könne bereits Mitte Juni so weit sein.

Mit Maßnahmen gedroht

In der vergangenen Woche hatte die Lufthansa den Mitarbeitern in Deutschland mit einseitigen Maßnahmen für den Fall gedroht, dass man nicht zu einer Einigung komme. Europas größte Fluggesellschaft produziert ihre Dienstleistungen zu teuer und sieht die eigenen Kostenstrukturen auch beim Personal als immer weniger wettbewerbsfähig. Im Rahmen des Kostensenkungsprogramms „Score“ soll die Ertragskraft bis zum Jahr 2015 um 1,5 Mrd. Euro pro Jahr gesteigert werden.

Die AUA muss mit ihrem Sparprogramm binnen Jahresfrist an die 260 Mio. Euro stemmen, um endlich aus den Verlusten zu kommen.

Die deutsche Kabinengewerkschaft UFO will einen einheitlichen Personalkörper innerhalb der Lufthansa erhalten, der vielleicht unterschiedliche Plattformen enthalte, schrieb die Gewerkschaftsführung an die Mitglieder. „Wir wollen nicht, dass die verschiedenen Personalgruppen gegeneinander ausgespielt werden“, sagte Baublies der dpa. Auch gegen den für Sonntag geplanten erstmaligen Einsatz von Leiharbeitern an Bord von Lufthansa-Maschinen werde man sich weiterhin wehren.

Zum Start des ausgeweiteten Flugplans ab Berlin gehen zunächst nur wenige Leih-Crews in die Luft. Am Sonntag (3. Juni) werden von 10 Maschinen im Lufthansa-Direktverkehr von und nach Berlin nur drei mit Kabinenbesatzungen des Personaldienstleisters AviationPower starten, wie ein Lufthansa-Sprecher mitteilte. Die Kräfte sind zwar von der Lufthansa geschult, bleiben aber beim Dienstleister angestellt.

Milliardenschweres Sparprogramm

Man sei mit der Rekrutierung der Flugbegleiter aber weit fortgeschritten, sagte der Lufthansa-Sprecher. Von geplanten 240 Leuten seien knapp 200 bereits rekrutiert. Vor allem fehlen noch erfahrene Kabinenchefs (Senior Flight Attendants), die aber in den nächsten Wochen verstärkt zum Unternehmen stießen. Hier sei es mit dem attraktiven Standort Berlin gelungen, erfahrene Leute aus ganz Europa anzuwerben.

Leiharbeitskräfte und Lufthansa-Personal dürfen nicht gemischt arbeiten, so dass zunächst noch die Mehrzahl der Direktverbindungen von Lufthansa-Stewardessen bestritten wird. Nicht zum Einsatz kommen die neuen Leihkräfte im Verkehr zu den Drehkreuzen München und Frankfurt. Die Lufthansa erhofft sich vom Einsatz erhebliche Kostenvorteile in dem von Billigfliegern dominierten Berliner Markt.

Wegen ihres Sparkurses hat die Lufthansa unterdessen den Kauf des Catering-Geschäfts von Finnair abgesagt. Der Vorstand habe die geplante Akquisition wegen des Investitionsstopps nicht genehmigt, bestätigte eine Sprecherin der Catering-Tochter LSG Sky Chefs. LSG und die finnische Fluggesellschaft hatten Anfang März eine Absichtserklärung über den Kauf des Geschäfts mit einem Jahresumsatz von rund 80 Mio. Euro unterzeichnet. LSG Sky Chefs erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 2,3 Mrd. Euro. „Das ist natürlich eine Enttäuschung für LSG Sky Chefs und für uns, weil wir hart an einer Zusammenarbeit, von der beide profitieren sollten, gearbeitet haben,“ erklärte Finnair-Manager Anssi Komulainen.

Die Lufthansa muss im Rahmen ihres milliardenschweres Sparprogramms tausende Stellen streichen. Auch davon ist die Catering-Tochter wohl betroffen: Knapp 1.000 Stellen könnten bei der LSG in einem Worst-Case-Szenario gestrichen werden, hatte eine Sprecherin am Mittwoch bestätigt. Die AUA will vom ganz aktuellen Lufthansa-Streichkonzert nicht betroffen sein. (APA/dpa/dpa-AFX/Reuters)