Öhler kämpft noch gegen den Final-Frust

HIT medalp Tirol verlor das dritte Finalspiel und darf sich seit Freitagabend HLA-Vizemeister nennen.

Von Tobias Waidhofer

Hard, Innsbruck –Ganz konnte und wollte HIT-Trainer Stefan Öhler seine­ Enttäuschung über das verlorene Finale der Handball Liga Austria auch einen Tag nach dem 19:26 in Hard noch nicht verbergen. „Im Moment ist die Enttäuschung über die Niederlage noch präsenter als die Freude über den Vizemeistertitel“, gesteht Öhler. „Das Ergebnis­ entspricht nämlich nicht dem Spielverlauf. Wir waren spielerisch und kämpferisch sicher auf Augenhöhe.“

Nur gegen einen Mann war am Freitagabend kein Kraut gewachsen. Hard-Goalie Golub Doknic­ entnervte die Innsbrucker mit wahnsinnigen Paraden, erzielte selbst ein Tor und fachte mit seiner emotionalen Art die sowieso schon tolle Stimming in der Harder Sporthalle am See an. „Das war ein Wahnsinn. So eine Torhüterleistung habe ich selten gesehen. Wenn Doknic in Normalform spielt, wird es eine viel knappere Partie.“

Auch bei der Schlüssel­szene der Partie war Doknic­ der entscheidende Mann. Der Serbe parierte in der 38. Minute einen Siebenmeter von Andrius­ Rackauskas und leitete gleich im Gegenzug einen Harder Treffer ein. Danach gelang den Wölfen nicht mehr viel. „Das war sicher eine Schlüsselszene­. Dieser Doknic ist einfach ein echter Siegertyp. Der hat uns gestern das Genick gebrochen“, zieht der „Trainer des Jahres“ den Hut vor dem „Legionär des Jahres“.

Trotz der bitteren Final-Niederlage im letzten und entscheidenden Spiel darf die ganze HIT-Familie stolz auf eine sensationelle Saison sein. Beeindruckend, wie eine Mannschaft, mit der vor der Saison nicht einmal die größten Optimisten gerechnet hatten, bis ins Finale stürmte, und dort die starken Harder an den Rande einer Niederlage brachte. Fast noch beeindruckender präsentierten sich die 200 (!) mitgereisten Innsbrucker Fans. Eng zusammengepfercht trieben sie ihre Mannschaft bis zum Schluss nach vorne. Nach dem Spiel wurde der unterlegene Finalist von den HIT-Anhängern im Spalier in die Kabine verabschiedet. „Unsere Fans waren ein Wahnsinn. Überhaupt war es in der Halle extrem heiß und laut. Ich spüre meinen Kopf noch heute.“ Aber nicht wegen etwaiger Alkoholexzesse, wie Öhler betonte. Gestern Abend war der Cheftrainer nämlich noch im ORF-Fernsehstudio eingeladen. „Da musste ich mich am Abend davor schon ein bisschen zurückhalten“, lachte der 33-Jährige.

Auch innerhalb der Mannschaft waren die Reaktionen auf die Final-Niederlage sehr gemischt. Während der 18-jährige Josef Steiger die Niederlage locker hinnahm („Ich freue mich, dass ich mich schon so jung als Vizemeister bezeichnen darf“), steckte die Enttäuschung bei Andrius Rackauskas nach seinem letzten Spiel für die Wölfe ganz tief in den Knochen. „Ich bin sehr traurig, dass ich das letzte Spiel mit diesem Verein verloren habe“, meinte der Litauer, den es zum Liga-Konkurrenten West Wien zieht.

Mit diesen gemischten­ Gefühlen wird auch Stefan Öhler noch einige Zeit zu kämpfen haben. „Eigentlich darfst du nach so einer Saison nicht enttäuscht sein. Aber jeder Sportler ist nach einer Niederlage nun einmal enttäuscht. In diesem Konflikt befinde ich mich aktuell noch“, stülpte Öhler seine Gefühlswelt nach außen, bevor er sich im Sonnenschein auf sein Rad schwang. Heute feiert der Verein am Reschenhof in Mils sein Abschlussfest. Dann darf auch der Trainer­ ohne schlechtes Gewissen eine sensationelle Saison begießen.