Gesellschaft

Kein Hasch mehr für Ausländer - Frust in Hollands Coffeeshops

Die Regierung will den Drogentourismus bekämpfen. Kritiker fürchten dadurch weitere Gefahren.

Von Fernando Heller

Maastricht - Im Coffeshop „Easy Going“ in Maastricht ist der Frust groß. Seit einem Monat herrscht „tote Hose“ in den Hasch-Cafes in den südlichen Niederlanden. Die konservative Regierung in Den Haag hat den Verkauf von Cannabis an Ausländer verboten. Die ersten Auswirkungen dieser Politik sind ernüchternd für die Verfechter der Haschzigarette: „Dieses Gesetz ist ein absolutes Desaster“, sagt die Maastrichterin Zoe Nowak. „Man sieht überall in der Stadt Dealer, sogar am helllichten Tag. Außerdem hat das Nachtleben furchtbar gelitten“, sagt die 28-Jährige, die selbst hin und wieder einen Joint genießt.

Ausländer dürfen seit dem 1. Mai in den Haschisch-Cafes nicht mehr bedient werden. Damit soll dem Drogentourismus das Wasser abgegraben werden. Zunächst wird die Regelung nur in den südlichen Grenzprovinzen Zeeland, Nord-Brabant und Limburg kontrolliert. Im Rest des Landes soll dies ab 1. Jänner 2013 der Fall sein. Coffee-Shops müssen sich in Vereine mit maximal 2000 Mitgliedern umwandeln. Als Mitglieder zugelassen werden jedoch nur Erwachsene mit Wohnsitz in den Niederlanden.

eit Inkrafttreten der Regelung hat der illegale Straßenhandel stark zugenommen. Kritiker fürchten dadurch weitere Gefahren - für illegal gehandeltes Haschisch gibt es keine Qualitätskontrolle. Das Risiko von gefährlichen Drogencocktails steigt. Zudem bleiben die Touristen aus. Nach Angaben der Stadtregierung waren etwa 70 Prozent der etwa 2,5 Million Coffee-Shop-Kunden in Maastricht Ausländer. „Wenn jemand her kam um einen Joint zu rauchen, dann ist er auch ins Restaurant gegangen und hat ein paar Biere getrunken“, meint Jop Bertrand, ein junger Stammkunde im „Easy Going“. „Das Gesetz ist ein Witz.“

In Maastricht haben die übrigen Coffee-Shop-Besitzer ihre Läden aus Protest geschlossen. Sie wollen nicht zwischen In- und Ausländern unterscheiden, weil sie dies für Diskriminierung halten. Nur das „Easy Going“ hält seine Türen tageweise geöffnet. Auf dem Schwarzmarkt sinken indes die Preise. Auch heimische Cannabisproduzenten - der Anbau kleiner Mengen für den Eigenbedarf ist erlaubt - bieten dort ihre Ware an. Der Preis für 1,2 Gramm hochqualitativem Haschisch soll auf dem Schwarzmarkt auf zehn Euro gesunken sein. Im Hasch-Cafe musste der Konsument dafür vor einem Monat noch 16 Euro bezahlen.

Die Drogentouristen aus Deutschland, Frankreich oder Belgien umgehen indes das Verbot. In den Coffee-Shops im Norden des Landes, wo noch nicht kontrolliert wird, ist die Zahl der ausländischen Besucher stark angestiegen, berichten lokale Medien. In Maastricht können sich die Coffee-Shop-Kunden nur schlecht mit der neuen Situation anfreunden. „Ob es dem Bürgermeister nun gefällt oder nicht, die Coffee-Shops haben der Stadt eine tolle Atmosphäre gegeben und noch dazu Geld ‚reingebracht“, sagt Zoe Nowak. (Fernando Heller ist Korrespondent der Deutschen Presse Agentur)