Tausende Israelis bei neuen Sozialprotesten
Die Demonstranten wollten an die große Protestwelle vom vergangenen Sommer anknüpfen.
Tel Aviv – Mehrere tausend Israelis haben am Samstagabend wieder für soziale Gerechtigkeit demonstriert. Sie wollten damit nach eigenen Angaben an die große Protestwelle vom Sommer vergangenen Jahres anknüpfen. Die größte Kundgebung fand laut Polizei in Tel Aviv statt. Dort marschierten nach Medienberichten etwa 5000 Menschen durch die Innenstadt.
Dort riefen sie: „Die Menschen fordern soziale Gerechtigkeit“ und „Wir, die Mehrheit, gehen auf die Straße“ sowie „Verlasst die Balkone, der Staat bricht zusammen“. Nach Angaben eines Korrespondenten protestierten mehrere Teilnehmer auch gegen wachsenden Rassismus in der Metropole, in der Zehntausende Einwanderer aus Afrika leben. Die Band „Izabo“, die Israel beim Eurovision Song Contest in Baku vertreten hatte, spielte für die Teilnehmer. Ähnliche Umzüge - jedoch mit weniger Teilnehmern - wurden auch aus Jerusalem und Haifa gemeldet.
Im vergangenen Sommer waren wochenlang jeden Samstagabend Zehntausende Menschen in zahlreichen Städten des Landes auf die Straßen gegangen. Zentrum der Proteste war ein Zeltlager im Zentrum von Tel Aviv. Am 4. September vergangenen Jahres demonstrierten landesweit sogar 450.000 Menschen. Die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu ergriff unter dem Druck der Proteste einige soziale Maßnahmen, die aber vielen Menschen nicht ausreichten.
Seit dem vergangenen Herbst wurden soziale Themen wie hohe Mieten, teure Lebensmittel und ungleiche Verteilung des Wohlstands durch die Debatten um die Forderung der Palästinenser nach UNO-Vollmitgliedschaft und vor allem über das Für und Wider eines israelischen Präventivschlags gegen das vermutete iranische Atombombenprogramm weitgehend aus der Öffentlichkeit verdrängt. (APA/dpa/AFP)