Angst vor konservativer Wende
Sollte Diözesanbischof Manfred Scheuer Erzbischof in Salzburg werden, könnte eine konserva-tive Wende erfolgen. Die geistliche Familie „Das Werk“ will einen Bischof in Österreich.
Von Peter Nindler
Innsbruck –Die Wünsche der Ortskirchen bei Bischofsernennungen klaffen mit der Politik bzw. den Vorstellungen des Vatikans über die neuen Oberhirten vielfach meilenweit auseinander. Schließlich geht es auch darum, wer gerade beim Papst hoch im Kurs steht oder welche innerkirchlichen Gemeinschaften und Bewegungen ihre Einflüsse künftig geltend machen wollen. Das konservative Opus Dei („Werk Gottes“) steht stellvertretend für Einflusssphären, unter Papst Johannes Paul II. wurde es besonders gefördert. Der St. Pöltener Bischof Klaus Küng gehört etwa dem Opus Dei an.
Dem jetzigen Pontifex Benedikt XVI. wird hingegen eine Naheverhältnis zur geistlichen Familie „Das Werk“ nachgesagt. Die Gemeinschaft ist völlig linientreu und zählt innerkirchlich zum konservativen Flügel. Mit dem Kloster Thalbach in Bregenz hat „Das Werk“ eine ihrer wichtigsten Niederlassungen. Hier schließt sich der Kreis zu den bevorstehenden Bischofsernennungen in Salzburg und Bregenz. Die Diözese Innsbruck steht dabei mittendrin, denn die Folgen könnten die Kirche in Tirol massiv treffen.
„Das Werk“ wünscht sich nämlich endlich einen Bischof in einer österreichischen Diözese. Und es sind gerade zwei Tiroler Priester, die nicht nur an den Schalthebeln der Gemeinschaft sitzen, sondern führende Rollen im Umfeld des Papstes ausüben: Der gebürtige Wattenberger Hermann Geißler (47) wurde 2009 zum Bürochef in der vatikanischen Glaubenskongregation ernannt. Seit 1993 ist er dort tätig, sein ehemaliger Vorgesetzter war Kardinal Joseph Ratzinger, der jetzige Papst.
Der 55-jährige Peter Willi, Bruder des grünen Klubobmanns Georg Willi, ist international Verantwortlicher für die Priestergemeinschaft im Werk und Rektor ihrer Priesterausbildungsstätte in Rom. Immer wieder wurde er als Bischofsanwärter gehandelt. Bereits 1996 machte sein Name die Runde, als Altbischof Reinhold Stecher seinen Rücktritt eingereicht hatte.
Zwei Diözesen muss Papst Benedikt heuer neu besetzen. Im November des Vorjahres nahm Rom das Rücktrittsgesuch des Vorarlberger Bischofs Elmar Fischer an, das Ersuchen des Salzburger Erzbischofs Alois Kothgasser wurde zwar noch nicht beantwortet, aber Kothgasser hofft, dass dies in den nächsten Wochen erfolgen könnte.
Generalvikar Benno Elbs leitet seit Fischers Rückzug die Diözese Feldkirch als Administrator, ihm werden auch gute Chancen auf die Nachfolge eingeräumt. Elbs ist bei der Bevölkerung beliebt und zählt zum liberalen Kreis der heimischen Kleriker. Doch „das Werk“ könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
Auch jenseits des Arlbergs fällt der Name von Diöze-sanbischof Manfred Scheuer. Aber nicht nur dort. In Salzburg würde man den aufgeschlossenen Innsbrucker Oberhirten ebenfalls gerne als neuen Erzbischof begrüßen. Er wäre der Mann der Mitte, den sich der scheidende Erzbischof Alois Kothgasser wünscht. Scheuer ist jedoch gar nicht glücklich darüber, dass mit ihm spekuliert wird: „Wer in dieser Phase, in der der Rücktritt von Alois Kothgasser noch nicht angenommen ist, mit Namen spekuliert, der tut das entweder in Unkenntnis der konkreten kirchlichen Situation oder aus strategischen Überlegungen“, erklärte er gegenüber der Tiroler Tageszeitung.
Hinter seinen behutsam gewählten Worten verbirgt sich die Sorge um die Zukunft in der Diözese Innsbruck. Denn in der Kirche des Landes gibt es Kräfte, die auf eine konservative Wende hoffen. Dabei kommen mit Willi und Geißler zwei Angehörige des Werks ins Spiel. Zuletzt wurde allerdings die Vermutung geäußert, dass Hermann Geißler auf dem Dreiervorschlag für das Salzburger Domkapitel stehen könnte, aus dem dann der neue Erzbischof gewählt wird. Das würde jedoch als Affront gegenüber Kothgasser gewertet werden, der die Erzdiözese nach Georg Eder wieder geeint hat. e Salzburg ist nach Wien die Nummer zwei in der österreichischen Kirchenhierarchie: Deshalb soll eher die Variante forciert werden, dass Scheuer nach Salzburg wechselt und „das Werk“ mit einer Bischofsernennung in Innsbruck belohnt wird.
Vielleicht muss das Werk aber noch ein paar Jahre warten. In Oberösterreich geht Bischof Ludwig Schwarz 2015 in Pension, Scheuer wird auch dort als Nachfolger gehandelt.