60. Thronjubiläum

„Very british“: Queen Elizabeth II. feiert Jubiläum mit Volk

Es ist das größte Spektakel auf der Themse seit 350 Jahren: Die Schiffsparade zu Ehren des 60. Thronjubiläums der Queen.

Von Britta Gürke und Michael Donhauser

London - Ohne Prominenz aus dem Showbusiness, ohne Staatsmänner, ohne gekrönte Häupter aus dem Ausland: Königin Elizabeth II. hat den Höhepunkt ihres Diamantenen Thronjubiläum „very british“ gefeiert - mit einem Schiffskorso über die Themse im Herzen Londons, gewidmet ihren Landsleuten. Was sie einst als 21 Jahre alte Prinzessin in ihrer wohl berühmtesten Rundfunkansprache versichert und erst im März bei ihrer Thronrede erneuert hatte, machte sie auch zum Motto des Festtages: eine Königin im Dienste ihres Volkes.

Und das Volk wusste es ihr am Sonntag zu danken. Zehntausende froren bei Wind und Regen am Ufer und in der Londoner Innenstadt, um einen Blick auf die 86 Jahre alte Monarchin samt ihrer Familie zu erhaschen. „Als Mädchen habe ich die Krönung der Queen gesehen“, sagte die 69 Jahre alte Jane, deren Tochter Karten für einen Platz auf der berühmten Tower Bridge, dem Endpunkt der Schiffsparade, gewonnen hatte. „Ich musste einfach dabei sein. Sie hat in den letzten Jahren einen fantastischen Job gemacht.“ Das schlechte Wetter macht ihr nichts aus. „Bei der Krönung war es auch nass“, erinnert sie sich an die Zeremonie vor 59 Jahren.

Die Königin - ganz in ein weißes Gewand gehüllt und mit farblich passendem Hut auf dem Kopf - verstieß an Bord des prunkvoll hergerichteten Schiffes „Spirit of Chartwell“ wiederholt gegen das Protokoll. Statt auf dem Thron aus rotem Samt mitten auf dem Oberdeck Platz zu nehmen, ging die sechsfache Großmutter und zweifache Urgroßmutter zunächst unaufhörlich an der Reeling entlang, sprach mit Crewmitgliedern und verfolgte die Vorführungen ihrer Landsleute am Ufer. Die Thronfolger Prinz Charles und Prinz William in Gardeuniform sowie Williams Frau Kate in einem roten Kleid mit Faltenrock aus dem Hause Alexander McQueen sahen fast ein wenig verloren aus.

An der Tower Bridge endete die Parade - dort sollte die Queen die Schiffe an sich vorbeiziehen sehen und sich so richtig feiern lassen. Bewohner ließen sich auf Klappstühlen nieder. Vom Pappteller bis zum Regenmantel regierte überall am Ufer wie auch auf den rund 10.000 Straßenpartys im ganzen Land der britische Union Jack in den Farben Rot, Weiß und Blau. Angestoßen wurde mit dem typisch englischen Cocktail-Getränk Pimms, zudem knallten viele Sektkorken. Einige kamen aber gar nicht mehr rechtzeitig ans Themse-Ufer, weil Sicherheitsleute sie aus Angst vor Überfüllung zurückwiesen.

Warum ist die Queen so wichtig für die Briten? „Sie gibt dem Land Kontinuität“, sagte Janes Ehemann Alex, 71 Jahre alt. „Die Queen ist der Inbegriff alles Britischen. Und jeder mag so ein bisschen Pomp. Die Leute in der Bahn heute früh waren alle viel besser gelaunt, überall ist gute Stimmung.“ An den Aufgängen zur Brücke am Tower drängten sich die Menschen vor großen Bildschirmen. Jedes Dröhnen einer Schiffssirene löste begeisterte Rufe aus.

Für ihre Schiffsparade hatte sich die Monarchin viele historische Bezüge ausgesucht. Das London Philharmonic Orchestra - an Bord des letzten der 1.000 Schiffe des Konvois platziert - spielte etwa Georg Friedrich Händels Wassermusik - komponiert für Elizabeths Vorgänger Georg I, einen König aus der Linie der Hannoveraner. Der Hit des Tages war aber ein anderer: „God Save the Queen“ - die Nationalhymne der Briten - ertönte tausendfach aus den Lautsprechern. (Britta Gürke und Michael Donhauser sind Korrespondenten der Deutschen Presse Agentur.)