Aufstiegs-Relegation

Thriller mit zwei Tiroler Legenden

Westligameister gegen Ostligachamp, WSG Wattens gegen SV Horn, Roli Kirchler gegen Michi Streiter. Der erste Akt der Zweitliga-Relegation verspricht heute (19 Uhr) im Wattener Alpenstadion einen Leckerbissen.

Von Alex Gruber

Wattens –In Anlehnung an jene Spieler, die bei Gegner Horn schon Bundesliga-Luft geschnuppert haben (Patrick Wunderbaldinger, Patrick Osoinik, Salmin Cehajic, Mario Konrad, Aleksandar Djordjevic, Michael Wojtanowicz), lässt Wattens-Coach Roli Kirchler die Favoritenrolle beim SV Horn liegen. Obwohl sich einer dieser Hochkaräter beim Training verletzt haben soll.

„Die haben gerade einen VIP-Bereich um eine Million Euro gebaut. Der Much (Streiter, Anm. d. Red.) ist sich sicher, aber sie müssen es erst beweisen. Wir werden uns mit allem wehren, was wir haben“, richtet der Wattener Meistermacher eine Kampfansage an seinen alten und ebenso verdienten Tiroler Fußball-Gefährten Michi Streiter. Der kontert: „Wir hatten in der Regionalliga Ost die ganze Saison die Favoritenrolle zu tragen und sind damit sehr gut umgegangen. Unsere Truppe funktioniert schon das ganze Jahr.“

Achtmal zu null, wie Wattens als ungeschlagener Westligameister in Serie, spielte im Frühjahr auch Horn. Der imposanten WSG-Defensivarbeit mit nur 14 Gegentreffern (davon im Frühjahr in 13 Partien nur zwei!) hält Streiter entgegen, dass sein Team in der stärkeren Ostliga auch nur 23 kassierte.

Alles sei laut Streiter gleichmäßig verteilt: „Wir sind von hinten bis vorne gut aufgeteilt, unsere Torerfolge sind auf viele Köpfe verteilt.“ Ein Faktor, dem Kirchler seine Zustimmung erteilt: „Er hat einen 18-Mann-Kader, wo jeder spielen kann. Die Offensive ist das Prunkstück.“

In Sachen Aufstellung gibt‘s bei der WSG Wattens nach der Verletzungsmisere im Frühjahr (Hesina, Samwald, Krismer, Obernosterer, Buchacher ...) keine Qual der Wahl. Kirchler wird jene Männer aufs Feld schicken müssen, die zuletzt die Westliga nach Belieben diktierten: „Es gibt keine Alternativen. Wir spielen mit dem Stamm, der schon die letzten Wochen gespielt hat.“ Ohne Wehklagen, ohne zu jammern. „Die Sensation ist drinnen“, glaubt Kirchler nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Passen muss dafür alles. Und Goalie Ferdinand Oswald, der bekanntlich zum FC Schalke 04 wechselt, soll noch zweimal über sich hinauswachsen: „Es wäre der krönende Abschluss, wenn er sich als Aufsteiger zu Schalke verabschiedet“, pusht Kirchler seinen Schlussmann. Der Bayer ist übrigens der einzige Legionär unter lauter waschechten Tirolern, wie Sportboss Robert Auer mit Stolz festhält: „Es geht auch um den Tiroler Fußball. Normal muss man uns heute die Daumen drücken und das tun die Leute auch.“

Wattens oder Horn, Kirchler oder Streiter: „Ich würd‘s dem Much auch gönnen, aber mir natürlich mehr. Ich hatte ihn in Altach selbst noch als Trainer, er beherrscht das Geschäft“, lobt Kirchler seinen Gegenüber-Spieler, der die Konstellation eines hochkarätigen Trainerduells mit Einschränkung „super“ findet: „Natürlich ist das eine tolle Geschichte. Aber es spielt ja nicht er gegen mich, sondern die beiden Mannschaften laufen ein. Wir müssen kühlen Kopf bewahren.“

Zu schnell dürfen laut Kirchler auch die Wattener Herzen bei allem Adrenalinkick, den ein Relegationsduell beschert, nicht schlagen: „Ich versuche positive Stimmung zu machen, bin selbst weniger nervös als letztes Jahr. Heuer geht eine tolle, gefestige Charaktertruppe ins Rennen. Ich hoffe nur, dass die Jungen nicht alles zerreißen wollen.“ Die Null muss stehen, Geduld, auf die entscheidenden Momente warten zu können, ist mitunter in den beiden Partien der lange Atem der Hoffnung. Horn – „wir wollen uns eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel schaffen“ – will sich nicht auf das Heimrecht in Spiel Nummer zwei am Freitag verlassen. „3000 Fans wären ein Traum“, glaubt Auer im Alpenstadion indes auch an das Animo einer großen Kulisse.