Eingebettet in Geschichte
Die Kirche im Blick, das Kriegerdenkmal im Garten, den Friedhof vor der Tür. Das Haus einer jungen Familie in Telfes bindet das denkmalgeschützte Ensemble ein und drängt sich selbst nicht auf.
Von Vanessa Grill
Telfes –Einige Zeit lebte die gebürtige Stubaierin in einer Altbauwohnung in Innsbruck. Vergangenes Jahr zog es die junge Frau mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter Lena wieder zurück aufs Land. In Telfes auf dem bisherigen Gartengrundstück der Eltern ließ sich die Familie vom Architektenbüro teamk2 ihr Traumhaus planen. Die Nähe zu den Großeltern genießt auch Lena. Sie läuft im Garten zwischen beiden Häusern hin und her und bekommt die Aufmerksamkeit aller Familienmitglieder.
Der Standort des Hauses ist aber nicht wegen des Elternhaues im Süden besonders. Im Norden schließt unmittelbar an das Grundstück die Pfarrkirche zum heiligen Pankratius samt Friedhof an. Diese Besonderheit musste in die Planung des Einfamilienhauses natürlich miteinbezogen werden. „Nicht nur wegen des Denkmalamtes“, erzählt Architekt Martin Gamper, „Der Neubau sollte nicht in Konkurrenz mit dem geschichtsträchtigen Bau stehen. Deshalb wurde das Haus schlicht und zurückhaltend geplant.“ Dafür seien Ausblicke auf die Kirche bewusst inszeniert worden, fügt Kollege Dietmar Ewerz hinzu.
Das Haus sieht aus wie ein Sockel, auf den ein Quader gesetzt wurde. Die beiden kurzen Seiten nach Osten und Westen sind verglast, die beiden langen Seiten, die den beiden benachbarten Bauten zugewandt sind, halten sich eher geschlossen. Durch die Hanglage des Grundstücks haben sich drei Ebenen ergeben. Von jeder gelangt man aber auf Grünfläche. Die Bestandsgarage wurde aus dem Hang ausgegraben. Dahinter wurde Platz für den Zugangsbereich zum Haus geschaffen, der wie eine Art Atrium auch als Freibereich für das Gästezimmer dient. Dieses ist in einem Teil des hellen und durchaus freundlichen Kellers untergebracht. Überdachte Außentreppen führen zum Eingang. Vom großen hellen Vorraum gehen Schlaf- und Badezimmer und nach Osten zwei Kinderzimmer weg, die über einen Zugang zum Garten verfügen. Nur ein kleiner Holzzaun trennt die private Grünfläche vom Kriegerdenkmal auf dem Friedhof. Der Geschichte entkommt man hier nirgends. Soll man auch nicht.
Im Haus führen schwebende Treppen mit Glasgeländer weiter in den Wohnbereich, lassen Licht durch und schaffen Durchblicke. Ein Wunsch der Bauherren war es, offen zu wohnen und dennoch geschützte Bereiche zu haben. „Beim Wohnbereich handelt es sich eigentlich um einen großen Raum, der durch einen quaderförmigen Baukörper, den Treppenaufgang und einen Ofen unterteilt ist“, erklären die Architekten. In dem Baukörper wurden auf der einen Seite ein Gäste-WC, eine Speisekammer und im Osten Küchenschränke und Arbeitsfläche untergebracht. Eine Kochinsel macht die Küche perfekt. Auf einer vorgelagerten Terrasse können die Morgenstunden genossen werden. Hinter dem Baukörper nach Westen befindet sich der Esstisch. Dieser Bereich ist durch einen Ofen vom Wohnraum getrennt. „Beim Sitzen ist man geschützt, beim Stehen sieht man den ganzen Raum“, beschreibt der Bauherr.
Raumhohe Verglasung im Westen öffnet den Raum und erweitert ihn um eine überdachte Terrasse. „Dort kann die Nachmittagssonne genossen werden“, erklärt Ewerz. Auf der Terrasse soll man das denkmalgeschützte Ensemble im Blick haben, so wurde nach Osten Glas als Windschutz verwendet. „Wir leben wirklich mit der Umgebung“, so die Bauherrin. Die Nähe zur Kirche habe einen großen Vorteil. „Die Glocken zum Beispiel hören wir kaum. Der Kirchturm ist so hoch, dass der Schall sozusagen über unserem Haus vorbeizieht.“