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„Austro-Nobelpreis“ an Henzinger und Sariciftci

Der mit 1,5 Mio. Euro dotierte Wittgenstein-Preis 2012 geht an den Informatiker und Präsidenten des Institute of Science and Technology Austria, Thomas Henzinger, sowie den Physiker und Solarzellen-Pionier Serdar Sariciftci von der Universität Linz. Das gaben Wissenschaftsminister Töchterle und der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, am Dienstag in Wien bekannt.

Die als „Austro-Nobelpreis“ geltende Auszeichnung ist der höchste Wissenschaftsförderpreis des Landes. Der Preis soll Spitzenforschern aller Fachdisziplinen für fünf Jahre ein Höchstmaß an Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung ihrer Forschungsarbeiten garantieren. Gleichzeitig wurden sieben Nachwuchsforscher mit den mit jeweils bis zu 1,2 Mio. Euro dotierten Start-Preisen ausgezeichnet.

Der gebürtige Türke Sariciftci (51) ist seit 1996 Professor an der Uni Linz, wo er die Institute für Physikalische Chemie und für Organische Solarzellen leitet. Im Mittelpunkt der Forschung des Physikers stehen seit Jahren organische Halbleiter, die er für die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom nutzen will.

In den vergangenen Jahren hat sich Sariciftci einer neuen Forschungsrichtung zugewendet, der Herstellung synthetischer Brennstoffe durch CO2-Recycling, für die er durch den Wittgenstein-Preis nun einen „Turbo-Booster“ erwartet, wie er gegenüber APA erklärte. Hintergrund ist das nach wie vor ungelöste Problem von Speicherung und Transport von erneuerbaren Energien. Eine effektive Methode wäre die Umwandlung von Wind- und Solarenergie in synthetische Brennstoffe. Mit Hilfe photo-elektro-katalytischer Effekte soll Kohlendioxid aus der Luft bzw. aus Abgasen entnommen und zu einem Brennstoff zurückgeführt werden. Mit derart hergestellten Kohlenwasserstoffen ließe sich erneuerbare Energie speichern und transportieren, der Brennstoffe wäre zudem weitgehend CO2-neutral.

Thomas Henzinger (49) hat nach seinem Studium der Computerwissenschaften an der Uni Linz eine internationale Karriere an Top-Universitäten absolviert, ehe er 2009 Präsident des neugegründeten IST Austria wurde. Sein Spezialgebiet ist die Entwicklung von Methoden, die die Zuverlässigkeit von Software verbessern soll.

Der Wittgenstein-Preis soll auch dabei helfen, die Synergien zwischen Computerwissenschaften und Biologie am IST Austria zu vertiefen, wie Henzinger gegenüber der APA erklärte. So sollen die mathematischen Methoden zur Softwaremodellierung so weiterentwickelt werden, dass damit auch Prozesse in lebenden Zellen und Organen analysiert werden können. Ein ultimatives Ziel wäre, ein Organ oder einen vollständigen Organismus in Software abzubilden, wie dies etwa beim internationalen „Human Brain Project“ mit dem menschlichen Gehirn geplant ist.