Gesellschaft

Russlands Chefermittler dementiert Morddrohung an Reporter

Nach Kritik an seiner Person habe er zwar „emotional“ reagiert, eine Drohungen gegen den Investigativ-Journalisten Sergej Sokolow habe er aber nicht ausgesprochen, verteidigt sich Alexander Bastrykin.

Moskau – Wirbel um angebliche Morddrohungen gegen einen russischen Journalisten: Chefermittler Alexander Bastrykin hat die an ihn gerichteten Vorwürfe der kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta als „glatte Lüge“ zurückgewiesen. Gegen ihn laufe eine Kampagne, die vermutlich im Zusammenhang mit den jüngsten Razzien bei Oppositionsführern stehe, sagte Bastrykin. Er stimmte einem Treffen mit Nowaja Gaseta-Chefredakteur Dmitri Muratow zu, der die Vorwürfe in einem Offenen Brief erhoben hatte. Muratows angeblich von Bastrykin bedrohter Stellvertreter Sergej Sokolow ist der Zeitung zufolge ins Ausland geflüchtet.

Der Journalist soll vergangene Woche in einen Wald verschleppt und dort mit dem Tod bedroht worden sein. Vorausgegangen war eine scharfe Kritik Sokolows, der bei der Nowaja Gaseta das Investigativ-Ressort leitet, am russischen Chefermittler. Nach einem Massaker mit zwölf Toten in Südrussland war ein Mittäter wegen eines Deals mit den Ermittlungsbehörden nur zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Bastrykin räumte in einem Interview mit der Tageszeitung Iswestija ein, „emotional“ reagiert zu haben. Drohungen oder eine Entführung habe es aber nicht gegeben. Für die von Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow mitgegründete Nowaja Gaseta hatte auch die 2006 ermordete Anna Politkowskaja gearbeitet.