Rabauke unter den Business-Limos
Er hat gute Manieren, doch seine Flausen sind uns noch lieber: Der BMW M5 erklimmt stürmend, wenn der Fahrer es so will, die Bergpässe, und biegt die Serpentinen grade.
Von Markus Höscheler
Innsbruck –Ihre Kämpfernatur verrät die Sportlimousine mit dem Motorenstart: Brummig meldet sich der V8 zu Wort, bekundet stramm eine Art „Zu Befehl“. Der zweifach turbobewehrte Diener unter der langen Oberklasse-Motorhaube lässt sich nicht lange bitten, wenn der für das Gaspedal zuständige rechte Fuß der Schwerkraft nachgibt. Ohne zu zögern, legt sich der 4,4-Liter-Otto ins Zeug und beansprucht mit Vehemenz die breiten 20-Zöller auf der Hinterseite. 560 Pferdestärken sind eine Kampfansage, die 680 Newtonmeter Drehmoment knapp über Leerlaufdrehzahl ein Triumphgarant. In der Längsbeschleunigung kennt der 4,91 Meter lange Wagen kaum Gegner, in 4,4 Sekunden ist vom Stand aus das bei uns üblich akzeptierte Landstraßentempo erreicht. Mehr als das Dreifache davon würde der M5 verkraften, sofern es Gesetz, Asphaltbedingungen und das in unserem Fall inkludierte optionale M Driver‘s Package zuließen.
Doch im Gebirge meldet sich schon frühzeitig die Physik gehörig zu Wort, um den Rabauken milde zu stimmen. Wenn die Lenkwinkel zunehmen, bringt sich der M5 spürbar mit Haftbeschränkungen ins Gespräch, deren Variation auch von der selbstbestimmbaren Fahrwerkskonfiguration abhängig ist. So können eigenhändig die Parameter für Gaspedalkennlinie, Lenkung, die Siebengang-Doppelkupplung und die Dämpfer adaptiert werden.
Adaptieren lässt sich weiters die Ausstattung, wobei schon die Basis fast alles aufbietet, was BMW in ein Auto stecken kann. Kein Wunder, dass als Konsequenz mindestens 121.950 Euro auf dem Bankkonto oder bar im Tresor des Autohändlers landen müssen, um den M5 zu einem Eigentümerwechsel zu bewegen. Der Testwagen weist mehr als 140.000 Euro aus, da der Importeur dem Straßensportler die Volllederausstattung Merino Silverstone (6050 Euro netto) und drei Pakete spendierte: Das Fahrerassistenzpaket, immerhin 1700 Euro wert, umfasst das kamerabasierte Surround-View-System, die Spurverlassens- und die Spurwechselwarnung.
Weitere 2450 Euro sind für das Komfortpaket ausgewiesen. Es bringt eine automatische Heckklappenbetätigung und Softclose-Automatik mit sich, darüber hinaus gibt es vorne M-Multifunktionssitze.
Und das Business-Paket Plus berücksichtigt das nach wie vor empfehlenswerte Navigationssystem Professional mit einer Reihe von zusätzlichen Funktionen. Sie machen aus dem kraftvollen Business-Rabauken einen – bei Bedarf – zivilisierten.