Betreiber werben mit Geldregen

Kurz vor der Volksbefragung wurden genaue Daten zum Isel-Kraftwerk präsentiert. Der Fokus lag auf der Wirtschaftlichkeit.

Von Claudia Funder

Virgen, Prägraten –Am Sonntagabend steht das vielentscheidende Ergebnis fest: Ab den Morgenstunden geht die mit Spannung erwartete Volksbefragung pro oder contra Kraftwerk Obere Isel über die Bühne. Es ist ein Urnengang, der kaum Prognosen zulässt, zumal nur die Wahlberechtigten von Virgen und Prägraten ihre Stimme abgeben können. Das Thema sorgt aber in ganz Osttirol für kontroversielle Diskussionen.

Zwei Tage vor der Volksbefragung hatten die Bürger Gelegenheit, sich von der Betreiberallianz noch einmal alle Details des Mammut-Projektes erklären zu lassen. Eines der Themen war die Gemeindebeteiligung.

Präsentiert wurde die finale Variante Toinig Süd/Krafthaus Virgen-Mitteldorf, die von den Bürgern vermutlich aus emotionalen Gründen mit Lage auf der Schattseite abseits des Siedlungsraumes gegenüber einer Nordvariante favorisiert worden war.

Eine Wasserfassung von Toinig Süd liegt hundert Meter unterhalb des gleichnamigen Wasserfalls, die zweite unterhalb von „Feldner“. Das Krafthaus soll in Virgen-Mitteldorf positioniert werden.

Auch technische Detaildaten liegen auf dem Tisch: Der Tagesspeicher fasse 120.000 m³, das Jahresarbeitsvermögen werde bei 130 GWh liegen, die Engpassleistung rund 46 MW betragen, gab Wolfgang Widmann, Geschäftsführer der Planungsfirma Infra, am Freitag bekannt.

Eine Studie soll die Wirtschaftlichkeit des Projekts an der Isel unterstreichen. Die Präsentation eines Kurzgutachtens, die ursprünglich für ein Iselforum am 29. Juni vorgesehen war, wurde vorverlegt. „Die energiewirtschaftliche Analyse hat ergeben, dass die Erlöse des Kraftwerks von 2020 bis 2030 zwischen 61 und 70 Euro pro MWh betragen werden“, erklärt Jürgen Neubarth von e3 consult. Durch den Speicher habe, betont der Experte, das Projekt einen deutlich erhöhten energiewirtschaftlichen Wert und passe ideal zu den Anforderungen eines künftig verstärkt auf wind- und Sonnenenergie gestützten Stromversorgungssystems.

Die Betreiber sind überzeugt, dass das Vorhaben Geld in die Gemeindekassen spülen wird. Mit den Einnahmen soll der Kredit getilgt werden. Zusätzlich sollen ab Inbetriebnahme jährlich 400.000 Euro an die Gemeinden fließen. Das Geld ist u. a. für die Iselstifung vorgesehen, mit der Infrastrukturprojekte im Virgental gefördert werden.

Bei einem Pro-Votum wird im Herbst die Umweltverträglichkeitserklärung eingereicht. Derzeit wird mit Hochdruck an der Detailplanung des 142-Mio.-Projekts gearbeitet. Einige Untersuchungen sind noch ausständig.

Wie relevant das Ergebnis der Volksbefragung tatsächlich ist, wird sich weisen. Nach einem offiziellen Schreiben der EU-Kommission, in dem die Ausweisung der Isel als Natura-2000-Gebiet gefordert wird, ist die Chance auf eine Realisierung des ehrgeizigen Projektes in jedem Fall geschrumpft.