Ab auf die Tanzfläche
Letztlich alles beim Alten: „Hot Chip“ sorgen mit ihrem neuen Album „In Our Heads“ für Stimmung in jeder Disco.
Von Sabine Theiner
Innsbruck –Auch die Neue fährt in die Beine. Keine Frage, zu „In Our Heads“ muss getanzt werden. Steht ja Hot Chip drauf und dieser Name bürgt für gediegenen, innovativen Disco-Sound, denn es handelt sich dabei nicht um irgendeinen synthetischen 08/15-Electro-Krach. Das hier ist fein ausgetüftelt, phantasievoll und irgendwie anders.
Seit der Jahrtausendwende sind die fünf Middle-Class-Typen aus den Londoner Vororten mit nerdiger Besessenheit am Werk. Sie samplen Sounds und setzen sie am Computer neu zusammen. Um Klamotten, Frisuren und dergleichen scheren sie sich einen Dreck. Und haben mit ihrem Non-Style ganz nebenbei einen Modetrend kreiert: Hipster bevölkern gerade jede Stadt, Alexis Taylors Hornbrille sieht man plötzlich überall. Die Tanzmusik von Hot Chip ist besonders, sie steht für kontinuierliche Qualität. Die ihr eigene sympathische Wärme liegt zum einen an den zwei recht unterschiedlichen Singstimmen von Alexis Taylor und Joe Goddard. Der eine schraubt sein Organ in die Höhe, der andere erdet diese Luftigkeit wieder. Daraus ergibt sich ein schöner Dualismus, der die ganze Sache mit einer traumwandlerischen Spannung versorgt. Und dazu kommt dieser eigenwillige Hot-Chip-Sound, der so viele Reminiszenzen und Ideen miteinander verbindet. Sie mixen einfach alles zusammen, was ihnen gefällt: Es gibt Spuren von House, Techno, Punk, Alternative, R’n’B und Soul. An den Versatzstücken feilen sie so lange herum, bis es typisch Hot Chip ist. Das ist das Geheimnis der Band und so entstehen astreine Popsongs wie „These Chains“ oder „How Do You Do“, die wirklich tolle Einladungen zum fröhlichen Mitsingen sind. „Night and Day“ hat eine flotte, indie-eske Dance-Sohle und das sieben Minuten lange, experimentelle „Flutes“ ist der beste Song des neuen Albums, unkonventionell, fast anarchisch in Struktur und Bestandteilen. „Don’t Deny Your Heart“ allerdings ist der Tiefpunkt von „In Our Heads“. Allzu glatt, zu sehr im Synthie-Gedudel der 1980er Jahre verhaftet, ist das Stück ziemlich banal. Aber weil sich eben auch „Motion Sickness“ darauf befindet, kann man diese Schwäche verzeihen. Und obwohl „In Our Heads“ die ganz klassischen Hot-Chip-Höhepunkte fehlen und letztlich alles beim Alten bleibt, hoppelt auch das fünfte Studioalbum beherzt in Richtung Burner. Steht ja Hot Chip drauf.