UNO-Klima-Gipfel

„Rio+20“: Auftakt von Gegen-Gipfel - Kein Durchbruch bei Verhandlungen

In Rio begann die Parallel-Veranstaltung der „Rio+20“-Kritiker, der „Gipfel der Völker“.

Rio de Janeiro - Eine Woche vor dem Beginn des UNO-Nachhaltigkeitsgipfels Rio plus 20 hat in der brasilianischen Metropole ein Alternativgipfel begonnen. Umweltschützer, Globalisierungskritiker und Vertreter von Ureinwohnern und Religionsgruppen versammelten sich am Freitag zu der Auftaktveranstaltung des sogenannten People‘s Summit im Flamengo Park von Rio de Janeiro

Die Organisatoren rechnen mit täglich rund 15.000 Teilnehmern der Gegenveranstaltung, die von 200 Umwelt- und Sozialorganisationen getragen wird. Geplant sind mehrere Demonstrationen, darunter eine Großkundgebung am 20. Juni.

Sorge über Umweltzerstörungen

Der Gegen-Gipfel begann mit einem eindringlichen Aufruf zum Schutz der Erde. Der 1980 an der Seite des Rockmusikers Sting weltweit bekanntgewordene 82-jährige Amazonas-Häuptling Raoni vom Volk der Kajapo rief dem Publikum zu: „Ich lebe immer noch, um gegen das zu kämpfen, was der weiße Mann uns und unserer Natur antut.“

Irineu Baniwa, ein Ureinwohner aus dem nordwestbrasilianischen Teilstaat Amazonas, äußerte Sorge über Umweltzerstörungen: „Wir wollen wissen, was die Regierungen mit den Menschen vorhaben, die immer die Wälder geschützt haben“.

Der Rio plus 20-Gipfel, der 20 Jahre nach der Rio-Konferenz von 1992 stattfindet, beginnt offiziell am kommenden Mittwoch. Mehr als hundert Staats- und Regierungschefs werden erwartet. Nicht teilnehmen werden allerdings u.a. US-Präsident Barack Obama, der britische Premier Premier David Cameron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Österreich wird nicht mit dem Bundeskanzler, sondern mit Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Außenamts-Staatssekretär Wolfgang Waldner vertreten sein.

Kein Durchbruch bei Verhandlungen

Die informellen Verhandlungen zum „Rio+20“-Gipfel sind am Freitag ohne Durchbruch bei der umstrittenen Abschlussdeklaration zu Ende gegangen. Die Delegationen aus über 190 Ländern wurden sich lediglich bei 28 Prozent des Textes einig. Vom heutigen Samstag an übernimmt nunmehr Gastgeber Brasilien in seiner Rolle als Gipfel-Vorsitzender die Koordinierung, um eine Einigung über die Erklärung mit dem Titel „Die Zukunft, die wir wollen“ zustande zu bringen. Der UNO-Gipfel zur nachhaltigen Entwicklung findet vom 20. bis 22. Juni in Rio statt.

„Unsere Absicht ist, die Verhandlungen bis spätestens 19. Juni (Dienstag) abzuschließen, wenn möglich früher“, sagte der brasilianische Gipfel-Koordinator Luiz Alberto Figueiredo. Der Vertreter des UNO-Generalsekretariats, Nikhil Seth, schloss nicht aus, dass einige Themen von den über 130 Staats- und Regierungschefs selbst beim Gipfel gelöst werden müssen. „Die Zeit ist unser größter Feind“, sagte Seth. Figueiredo betonte dagegen: „Wir haben keine Absicht, den Staatschefs offene Themen zu hinterlassen.“

Strittig waren unter anderem die Punkte Finanzierung und Technologietransfer. Die Gruppe der Entwicklungsländer (G-77) verließ aus Protest über mangelnde Bereitschaft der Industrieländer für einen Finanzfonds die Verhandlungen über das Thema „Grüne Ökonomie“. Brasilien bemühte sich in geschlossenen Gesprächsrunden um Fortschritte beim Thema Energie sowie bei der geplanten Aufwertung des UNO-Umweltprogramms (UNEP). (dpa/APA/AFP)