Bühne

Eine Treppe in Blau

Das von Martin Krulis in Mutters eingerichtete Nikodem-Museum entpuppt sich als Mogelpackung.

Von Edith Schlocker

Mutters –Artur Nikodem ist einer der wichtigsten Tiroler Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für dessen anfangs sezessionistisch, später neusachlich durchpulste Gemälde heute am Kunstmarkt Spitzenpreise bezahlt werden. Leider keine dieser dekorativ in der Fläche zelebrierten, von Farben dominierten Landschaften hängt im neuen Nikodem-Museum, mit dem sich dessen kunstaffiner – selbst exzellent fotografierender – Urenkel Martin Krulis einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Um als schwachen Ersatz für die absenten Ölbilder die gebaute Hülle in den typischen Nikodem-Farben auszumalen. Die Treppe etwa in dessen ganz speziellem Blau, eine Wand in Gelb, eine in Rot, die Wandträger in Grün.

Artur Nikodem (1870–1940) war allerdings auch ein großartiger Zeichner und Fotograf. Und diesen beiden Stärken wird auf den knapp 200 Quadratmetern großzügig Platz eingeräumt, ergänzt durch persönliche Erinnerungsstücke, wie Nikodems Brille, Fotos, Briefe und Tagebücher.

Nikodems Zeichnungen sind spontane, leichtfingrig niedergeschriebene Impressionen oder intime Menschenbilder, oft von sich selbst und seinen Frauen. Die Fotografie war für den Vielreiser dagegen mehr ein Hilfsmedium zum Festhalten reizvoller Szenen, um sie später in seinen Bildern wieder auftauchen zu lassen. Um aber viel mehr zu sein: wunderbare Jongleurakte mit Licht, Schatten und extravaganten Perspektiven. Zu sehen sind winzige Originalabzüge sowie ins Großformat aufgeblasene Nachdrucke.

Neben der permanenten Nikodem-Ausstellung plant Krulis jährlich drei bis vier große Sonderausstellungen, in denen der Urgroßvater immer irgendeine Rolle spielen soll. In einem kleinen Galerieraum werden dagegen monatlich wechselnd junge Künstler präsentiert. Um „Mutters zu kultivieren“, wie Krulis sagt, und das ohne alle Subventionen. Auch mit Lesungen, kleinen Konzerten, Diskussionen.