Wirtschaftspolitik

EM-Triumph könnte Spaniens Wirtschaft 2 Mrd. Euro bringen

Ökonomen: Euro-Sieg gibt Spaniern Hoffnung, auch Portugal profitiere.

Innsbruck, Linz, Wien –Mit den vier Toren im EM-Finalspiel gegen Italien kickte sich die spanische Selección nicht nur zum zweiten Mal in Folge zum Europameister, auch die Wirtschaft des krisengeschüttelten Landes könnte vom Können der Fußballer profitieren: „Normalerweise ist davon auszugehen, dass ein EM-Sieg dem betreffenden Land eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von ein bis zwei Milliarden Euro bringt“, erklärt Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider von der Kepler-Uni Linz. Ein Sieg gebe den Spaniern wieder Hoffnung – und steigere die Kaufkraft. Allerdings, räumt der Experte ein, hänge die positive Wirkung im Falle der Iberer auch davon ab, ob die beschlossenen EU-Hilfsprogramme greifen: „Wie groß das Plus tatsächlich sein wird, ist auch von den EU-Wachstumsimpulsen abhängig – und dadurch nicht mit Sicherheit vorauszusagen.“

Für den EM-Vierten Portugal hält Schneider ein Plus von 330 bis 660 Mio. Euro für realistisch, Italien und Griechenland werden hingegen von ihren EM-Ergebnissen wirtschaftlich nicht profitieren können, schätzt Schneider.

Ähnlich schätzt dies auch Christian Helmenstein vom Sportökonomieinstitut Sports Econ Austria ein. Er erwartet vor allem „emotionale Effekte“ auf der iberischen Halbinsel. Die Spanier könnten den Triumph ihrer „Furia Roja“ als Bestätigung dafür ansehen, dass ihr Land in Europa als wettbewerbsfähig angesehen werde. Helmenstein rechnet damit, dass die positive Stimmung vor allem für junge Leute ein Anlass sein könnte, häufiger ins Ausland zu gehen – finden sie doch trotz guter Ausbildung in Spanien massenweise keinen Job. „Wenn sie jedoch in anderen Ländern Arbeit finden, kann das zu einem Demonstrationseffekt führen“, erklärte Helmenstein. Die spanische Gesellschaft könnte so sehen, dass sich Investitionen in die Ausbildung doch auszahlen.

Ob Spaniens Wirtschaft wegen des Sieges zusätzlich wachsen wird? Helmenstein hält den Effekt für marginal, aber wohl messbar. Experten schätzten in der Vergangenheit, dass ein Sieg bei einem Großereignis dem betreffenden Land ein Plus von einem halben Prozent beim Wachstum bringen kann. Der Innsbrucker Finanzwissenschafter Rupert Sendlhofer hält alle diese Prognosen für Spekulation: „Das ist Kaffeesudleserei.“ Mit Augenzwinkern ist daher die Einschätzung von Ökonomen der ABN-Amro-Bank zu sehen. Ein EM-Sieg Frankreichs wäre demnach für die Euro-Zone das stärkste Signal gewesen, dass selbst wacklige Euro- Kernländer der Schuldenkrise standhalten. (cs, wer, mas)