Hells-Angels-Boss verhaftet
Seit Monaten ermittelt die Kripo gegen den Tiroler Chef der weltberühmten und berüchtigten Rocker-Vereinigung. Der Verdacht: Handel mit Kokain.
Innsbruck –Mehrere Polizeifahrzeuge parkten am Dienstagnachmittag in der Höttinger Au in Innsbruck, Beamte in Uniform und in Zivil verschwanden in einem unscheinbaren Geschäftslokal. Der Grund für den Auflauf: eine Razzia, die Polizisten suchten im Laden nach Drogen und Beweismaterial.
Kein Einzelfall, sondern die Nachwehe einer großangelegten Polizeiaktion am Montag: Nach monatelangen Ermittlungen des Fachbereichs 3 (Drogenkriminalität) der Innsbrucker Kripo „nahmen die Beamten mehrere Personen fest“, bestätigt Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Der Grund: Verdacht des Drogenhandels, „es geht um Kokain“, so Mayr weiter.
Begleitet wurden die Festnahmen von mehreren Hausdurchsuchungen. Auch ein von Kameras überwachtes Gebäude in der Zirler Industriezone erhielt unerwarteten Besuch von den Drogenfahndern – das Klublokal der Tiroler Filiale (Charter; Anm.) der Hells Angels.
Der Hintergrund: Der Chef der Tiroler Höllenengel soll nach Ansicht der Ermittlungsbehörden ebenfalls am Drogenhandel beteiligt gewesen sein. Dass der Hells Angel ins Visier der Behörden geriet, war offenbar die Folge eines Telefongesprächs vor einigen Monaten. Die Drogenfahnder der Innsbrucker Kripo hörten mit und ermitteln seither gegen den Mann.
Bei den übrigen Verdächtigen soll es sich allerdings nicht um Mitglieder der Motorrad-Gang mit der Vorliebe für schwere Harleys handeln.
Das Landesgericht „hat inzwischen gegen zwei Personen die Untersuchungshaft verhängt, bei einem dritten Beschuldigten steht die Entscheidung noch aus“, sagt Staatsanwalt Mayr.
Unter den U-Häftlingen befindet sich auch der Hells-Angels-Boss. „Die drei Hauptverdächtigen befinden sich in der Justizanstalt“, so Mayr weiter.
Entgegen dem durchaus zweifelhaften Ruf der Hells Angels sorgte die Tiroler Filiale bisher kaum für Aufsehen. Am ehesten noch im vergangenen August, als eine Frau nach einem Besuch im Klublokal nackt durch Zirl irrte. Wie die Ermittlungen des Landeskriminalamtes ergaben, dürfte die Tirolerin mit einem Mitglied der Hells Angels in Streit geraten und ungalant aus dem Vereinsgebäude geworfen worden sein.
Kinderkram im Vergleich zum Ruf, den sich die Höllenengel andernorts aufgebaut haben.
Prostitution und Drogenhandel gelten als wirtschaftliche Standbeine, Bandenkriege mit verfeindeten Rockergangs (z. B. Bandidos) werden mit Feuerwaffen, ja manchmal sogar mit Panzerfäusten ausgetragen. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, auch in Europa (Skandinavien, Deutschland).
Mit ein Grund für das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (Sicherheitsdirektion), auch die Tiroler Höllenengel seit der Gründung der örtlichen Filiale im Frühling 2002 im argwöhnischen Auge zu behalten. Doch jetzt waren‘s die Drogenfahnder, die entscheidend zur Festnahme eines führenden Vereinsmitglieds beitrugen. (tom)