Strasser betrieb Lobbying für Red Bull und erhielt Geld
Der frühere EU-Abgeordnete wurde angeblich mit Red-Bull-Vertretern bei einer deutschen Fraktionskollegin vorstellig. Zudem soll er ein Beraterhonorar kassiert haben.
Wien - Der frühere EU-Abgeordnete Ernst Strasser soll einem Bericht des Magazins „News“ zufolge auf europäischer Ebene Lobbying für den Getränkehersteller Red Bull betrieben haben und zugleich über eine Innsbrucker PR-Agentur von diesem bezahlt worden sein. Strasser musste im Vorjahr seinen Hut nehmen, nachdem er sich vor britischen Boulevardjournalisten mit seinem Einfluss im EU-Gesetzgebungsprozess gebrüstet hatte. Er habe sechs Kunden, die ihm 100.000 Euro jährlich bezahlten, gab der Ex-Innenminister zu Protokoll. Strasser betonte daraufhin, dass es die Kunden gar nicht gebe. Er habe nur provozieren wollen, weil er die Reporter für Geheimdienstler gehalten habe.
Laut „News“ könnte Red Bull einer der geheimnisvollen Kunden Strassers gewesen sein. Demnach trat der damalige EU-Abgeordnete vor zwei Jahren gemeinsam mit Red-Bull-Vertretern an seine deutsche Fraktionskollegin Monika Hohlmeier heran, nachdem der Energydrink-Hersteller Schwierigkeiten auf dem deutschen Markt bekommen hatte. In Deutschland wurde damals über eine Kennzeichnungspflicht für den angeblich gesundheitsgefährdenden Energydrink diskutiert. Red Bull habe gegenüber Hohlmeier behauptet, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) keine Gefährlichkeit des Getränks sehe. Hohlmeier konnte bei der EFSA aber keine Bestätigung für die Behauptungen von Red Bull bekommen. Strasser habe gesagt, er werde dies Red Bull so mitteilen, sich dann aber nicht mehr gerührt, wurde Hohlmeier von „News“ zitiert.
Das Engagement Strassers für Red Bull erscheint in einem schiefen Licht, da er im gleichen Zeitraum indirekt auf der Gehaltsliste des Salzburger Paradeunternehmens stand. Im Rahmen eines von der Innsbrucker PR-Agentur Hofherr durchgeführten Projekts für Red Bull in Deutschland sei Strasser als Berater bezahlt worden. Dies bestätigten sowohl Red Bull als auch der Geschäftsführer der PR-Agentur, Georg Hofherr.
In der Red-Bull-Stellungnahme gegenüber „News“, die vom Unternehmen auf APA-Anfrage bestätigt wurde, heißt es zur Doppelrolle Strassers: „Einerseits wurde Herr Strasser in seiner Funktion als EU-Abgeordneter - ebenso wie andere EU-Abgeordnete auch - über Red Bull-relevante lebensmittelrechtliche Themen wie Inhaltsstoffe und Kennzeichnungsvorschriften informiert. Darüber hinaus wurde Herr Strasser in Deutschland im Rahmen eines CSR-Projektes („Corporate Social Responsibility“ - „Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen“), welches die Innsbrucker Agentur Hofherr für Red Bull durchführte, tätig. Für die Durchführung dieses Auftrages erhielt die Firma Hofherr ein angemessenes Honorar.“ Zugleich betont das Unternehmen, dass es sich um „zwei unterschiedliche Sachverhalte“ handle.
Hofherr sagte auf APA-Anfrage, dass er Strasser von dem Red Bull in Rechnung gestellten Honorar bezahlt habe. Strasser habe an Meetings teilgenommen und seine Leistungen seien „nach tatsächlichem Aufwand honoriert und abgerechnet“ worden. Strasser selbst wollte gegenüber „News“ keinen Kommentar abgeben und verwies auf seinen Anwalt Thomas Kralik. Dieser kam dem Ersuchen der APA, zum „News“-Bericht Stellung zu nehmen, umgehend mit einer Handy-Kurznachricht von seinem Urlaubsort aus nach. „Bitte um Verständnis, aber wir kommentieren Medienberichte nicht“, teilte Kralik mit. (APA)