Mozzarella und Seele in der Hose
Nach dem Welterfolg von „2 Tage Paris“ vor fünf Jahren ist Julie Delpy für die Fortsetzung nach New York übersiedelt.
Von Peter Angerer
Innsbruck –In gerade einmal zwei Minuten erzählt Marion (Julie Delpy) eine mit Handpuppen gespielte Zusammenfassung des Filmes „2 Tage Paris“, der nicht ganz so lustig war, aber 2007 ein Welterfolg innerhalb des Independentkinos wurde. Es war die Geschichte der in New York lebenden Fotografin, die mit ihrem amerikanischen Freund Jack (Adam Goldberg) ihre Eltern in Paris besuchte und da war bereits abzusehen, dass Jack mit Marions Geschichte nicht umgehen konnte. Jetzt erinnert Marion an Jack nur noch der gemeinsame Sohn und seitdem Marion zu Mingus (Chris Rock) gezogen ist, dominiert das Chaos nicht mehr den Lebensstil. Dazu kommt noch ein berührendes, wenn auch außerfilmisches Detail, da die Regisseurin Julie Delpy Marions Eltern mit ihren eigenen Schauspiel-Eltern besetzt hat und mit dem Tod von Delpys Mutter auch Marion zur Halbwaise geworden ist. Deshalb laden Marion und Mingus den trauernden Vater Jeannot (Albert Delpy) für ein paar Tage nach New York, um sich an Tochter und Enkel zu erfreuen. Aber Jeannot reist nicht nur mit Marions Schwester Rose (Alexia Landeau) und deren Lebensgefährten Manu an, unter dem Hemd hat er einen Salamikranz versteckt und Manu verbirgt in seiner Unterhose sogar einen Mozzarella. Das ist nicht nur ekelhaft, sondern auch eine Beleidigung für Little Italy.
Diese Geschichte der nervenden Franzosen, die Amerika für ein Entwicklungsland halten, wo es weder Wurst noch Käse gibt, muss Mingus natürlich sofort in seiner Radioshow ausbreiten, um sich ein paar Lacher abzuholen. Da diese auf Kosten ihrer Familie gehen, entsteht für Marion ein Loyalitätskonflikt. Die Dinge beginnen zu eskalieren, als plötzlich ein Drogendealer in Mingus‘ Wohnung auftaucht, um Manus Süchte zu befriedigen.
In überspannter Stimmung bricht die Familie zu Marions Vernissage auf, wobei sich die Fotografin erstmals als Konzeptkünstlerin vorstellt. In der Galerie ist eine eher harmlose Fotoserie über erotische Obsessionen zu sehen, doch der Höhepunkt soll die Versteigerung ihrer Seele sein, sozusagen als Kritik am Kunstmarkt. Da man über diese Seelensache nichts Genaues weiß, kommen der Künstlerin doch Bedenken. Der anonyme Auktionssieger entpuppt sich als der berühmte Selbstdarsteller Vincent Gallo, der Marions Seele als „Backup“ erworben hat und in einem Lederbeutel in seiner Unterhose verbirgt. Und wer Gallos letzten Film „The Brown Bunny“ gesehen hat, muss für die arme Seele das Schlimmste fürchten. Wie Marion ihre Seele zurückerobert, will sie ihrem politisch korrekten Lebensgefährten nicht verraten.
Zumindest in den Dialogen reitet Julie Delpy (mit ihrer Coautorin Alexia Landeau) auf schlichten Reimen (Mingus/Cunnilingus) schier endlos herum, besser funktioniert der Witz bei der Überwindung der Sprachbarrieren. Außerdem ist Delpy eine gute Stadtneurotikerin in New York, die es mit Woody Allen aufnehmen kann. Daher sind die „2 Tage New York“ auch kein verlorener Abend.