„Oben ohne“: Skurriler Streit um Klinikkleidung entbrannt
Klinik stellt nur noch eingeschränkt Arbeitskleidung zur Verfügung. Diese Bereichskleidung soll jedoch zu schweren Hautreizungen führen.
Von Peter Nindler
Innsbruck –Es ist eine skurrile Geschichte, die sich im Kreis dreht. Und sie spielt sich an der Innsbrucker Klinik ab. Schon seit Jahren beschäftigt die Klinikkleidung die Spitalsführung, zuletzt eskalierte der Konflikt um die Klinikwäsche. Einerseits wird sie nur noch zum Teil zur Verfügung gestellt, zum anderen ist die so genannte Bereichswäsche für viele Klinikmitarbeiter einfach unverträglich für ihre Haut. Das Arbeitsinspektorat wurde bereits eingeschaltet.
In einigen Klinikstationen wie der Intensivstation, in den Operationssälen und im Kreißsaal wird Bereichswäsche ausgegeben, in allen anderen Abteilungen nur weiße Mäntel und weiße Hosen. Damit die Mitarbeiter nicht „oben ohne“ arbeiten müssen, weil die Klinik eben keine Arbeitswäsche mehr für den klinischen Bereich ausgibt, haben sie sich selbst T-Shirts, Kasacks und Polohemden gekauft und mit Namen versehen. Gewaschen wurde die Oberbekleidung von der Klinikwäscherei. Wegen möglicher multiresistenter Krankenhauskeime darf die Kleidung ja nicht zu Hause gereinigt werden. Doch jetzt hat die Krankenhausgesellschaft Tilak die Reinigung der privaten Arbeitskleidung eingestellt.
Die Klinikmitarbeiter stehen deshalb vor einem multiplen Dilemma. Einerseits wird keine Oberbekleidung mehr angeboten, zum anderen die privaten Kleider nicht mehr gewaschen und die Selbsthilfe mit der privaten Waschmaschine nicht erlaubt. „Es ist absurd, dass die Krankenanstalt offenbar erwartet, dass die ärztlichen Mitarbeiterinnen unter dem von ihr gestellten Klinikmantel ,oben ohne‘ die Dienste an den Patienten versehen“, kritisiert Betriebsratschef Martin Tiefenthaler in einem offen Brief an das Rektorat der Medizinischen Universität.
Gegenüber der TT betont Tiefenthaler, dass das Arbeitsinspektorat bereits mit der Angelegenheit betraut wurde. „So kann es einfach nicht gehen. Viele Betroffene tragen mangels Alternative bereits die grünen oder blauen Hemden aus den Intensivstationen. Aber das ist nicht der Sinn der Sache.“ Und nicht nur das, denn die Bereichswäsche ist nicht gerade hautverträglich. „Beim Klinikpersonal ist es bereits in erheblichem Umfang zu teils schweren Hautentzündungen beim Tragen der Bereichswäsche gekommen.“ „Das Rektorat muss in Verhandlungen mit der Tilak das Tragen von hautverträglicher Arbeitswäsche im klinischen Bereich sichern und erwirken, dass wie bisher private weiße Kleidung vom Spital gewaschen wird“, fordert Tiefenthaler.
Einmal mehr weist der Betriebsratschef darauf hin, dass der Krankenanstaltenträger dazu verpflichtet ist, Arbeitswäsche zur Verfügung zu stellen. „Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt hat bereits schwere Hautreizungen durch Arbeitswäsche an der Klinik als Arbeitsunfall erkannt.“ Der Sprecher der Tilak, Johannes Schwamberger, sieht die Situation nicht so dramatisch. „Bisher wurden die privaten Kleidungsstücke von der Klinikwäscherei im Kulanzwege mitgewaschen, das ist jetzt nicht mehr der Fall.“ Die Klinik hat keine eigene Wäscherei mehr, diese wurde ausgelagert. Schwamberger geht jedoch davon aus, dass sich die Sache regeln lässt.