Aus zwei mach eins ist nicht beliebt
Am ehesten würden Tirolerinnen und Tiroler Gemeinden zusammenlegen. Die Zustimmung dafür erreicht 43 Prozent. Bei einer Fusion von Feuerwehren oder Bezirksgerichten ist die Ablehnung groß.
Von Anita Heubacher
Innsbruck –Und bist du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt. Mit Goethes Erlkönig hält es die Tiroler Landespolitik nicht. Freiwillig könnten Tirols Gemeinden gerne zusammenrücken, mit Zwang sicher nicht. Das Land übt sanften Druck aus, dass die Gemeinden mehr zusammenarbeiten. Wer gemeinsam ein Schwimmbad, eine Sportstätte, eine Schule oder sonst etwas baut, bekommt mehr Geld aus dem Gemeindeausgleichsfonds (GAF).
279 Tiroler Gemeinden brauchen eine Dorfchefin oder einen Dorfchef. Vor allem mittelgroße Gemeinden würden sich schwertun, qualifizierte Bürgermeisterkandidaten zu finden, meint der zuständige Landesrat Johannes Tratter (VP). „Das Amt des Bürgermeisters ist in diesen Gemeinden ganz schwer als Nebenjob auszuüben.“ Immer weniger Kandidaten seien bereit, ihren Job für den Bürgermeistersessel an den Nagel zu hängen. Auch weil die Absicherung schlecht geworden sei, meint Tratter.
500 Tirolerinnen und Tiroler wurden im Auftrag der TT vom Meinungsforschungsinstitut Karmasin befragt, bei welchen Einrichtungen sie sich am ehesten eine Zusammenlegung vorstellen könnten. Die Schwankungsbreite beträgt 4,5 Prozent. Die meisten Treffer erzielten die Gemeinden, gefolgt von den Schützenkompanien. Hier gaben immerhin noch 33 Prozent an, sie könnten sich einen gemeinsamen Marsch in einer Kompanie vorstellen. Selbst innerhalb der ÖVP-Wähler gab es eine Zustimmung von 27 Prozent.
Von allen Befragten mögen sich lediglich 29 Prozent eine Zusammenlegung von Musikkapellen und Bezirksgerichten vorstellen. Wie berichtet, fordert das Justizministerium eine Zusammenlegung von Bezirksgerichten. Einige Standorte wie beispielsweise Zell am Ziller oder Rattenberg wackeln aus Sicht des Bundes. Aus 13 Bezirksgerichten sollen sechs werden. Die Landespolitik stellt sich allerdings gegen die Schließungspläne von Justizministerin Beatrix Karl (VP).
Ein Zusammenrücken der Feuerwehren können sich 26 Prozent der Befragten vorstellen. In Fügen hat der Gemeinderat die Zusammenlegung von drei Feuerwehren mit großer Mehrheit beschlossen. Einige Feuerwehrleute hatten im Vorfeld mit Austritt gedroht. Die Sanierung von zwei Kleinfeuerwehrhäusern und neue Fahrzeuge hätten die Gemeinde 700.000 Euro gekostet. Die Fusion sei eine Vernunftsentscheidung gewesen, hatte es aus dem Gemeinderat geheißen.
Nur ein Viertel der Befragten kann der Zusammenlegung von Postämtern etwas abgewinnen. Am ehesten können Schüler und Studenten mit weniger Postämtern leben. Am meisten stört die Postamtsschließung Arbeiter, gefolgt von Pensionisten.
Am meisten Zustimmung zu den Postamtsschließungen gibt es erstaunlicherweise unter den SPÖ-Wählern.
Was offenbar für die befragten Tirolerinnen und Tiroler gar nicht geht, ist das Zusammenlegen von Krankenhäusern.