Auf drei Rädern zum Schulabschluss

Drei junge Elektrobetriebstechniker haben als Abschlussprojekt in der Berufsschule mit Unterstützung von Wirtschaftsbetrieben ein Elektro-Trike entwickelt. Gestern präsentierten sie es offiziell der Öffentlichkeit.

Von Nikolaus Paumgartten

Innsbruck –Der Stolz steht dem „Manager“ Sebastian Härting, dem „Schrauber“ Dominik Unterberger und dem „Testpiloten“ Florian Gapp förmlich ins Gesicht geschrieben. Die Spitznamen haben sich die drei Burschen, Lehrlinge und Schüler der Fachberufsschule für Elektrotechnik, Kommunikation und Elektronik in den vergangenen Wochen teilweise selbst gegeben, zum Teil wurden sie ihnen von ihren Lehrern verliehen. Die drei Absolventen des Zweiges Elektrobetriebstechnik mit Schwerpunkt Prozessleittechnik haben sich für ihr Abschlussprojekt einer ganz besonderen Herausforderung gestellt und binnen weniger Wochen ein so genanntes E-Trike – ein elektromotorbetriebenes Dreirad – entworfen, entwickelt und gebaut.

Anfang Mai hatte ihr betreuender Lehrer Georg Schwabl, als es darum ging, über die Abschlussprojekte zu sprechen, mehr augenzwinkernd als ernst in Richtung Dominik Unterberger gemeint: „Du arbeitest bei der Firma Empl. Dann wirst du eh ein Elektrofahrzeug bauen.“ Die Idee war geboren und der Schrauber suchte sich Mitstreiter für das ehrgeizige Unternehmen. „Als die drei dann zu mir gekommen sind und von ihrem Vorhaben erzählt haben, wollte ich es ihnen am liebsten wieder ausreden“, erinnert sich Schwabl schmunzelnd zurück. Denn in nicht einmal zwei Monaten ein derartiges Vorhaben zu realisieren, schien ihm und auch den anderen Lehren fast unmöglich. Doch die Burschen ließen sich nicht von der Idee abbringen und fanden in Georg Schwabl schließlich einen engagierten Unterstützer.

„Wir wollten etwas machen, was es noch nicht gegeben hat und sind auf das E-Trike gekommen“, erklären die jungen Männer. Das Team suchte Partner aus der Wirtschaft und so waren es Lehrlinge der Firma Empl im Zillertal, die das Aluminiumgerüst für das E-Trike fertigten. Während die anderen Lehrgangsteilnehmer an ihren Abschlussprojekten – Programme für Übungsgeräte – tüftelten, zerbrachen sich der Manager, der Schrauber und der Testpilot die Köpfe über Stromkreislaufpläne, die richtige Reifenmischung oder die perfekte Lage der Batterien im E-Trike. Dabei opferten sie auch Wochenenden und freie Abende.

Nach 110 intensiven Arbeitsstunden war das E-Trike fertig und bewährte sich auch bei den ersten Testfahrten. Das Fahrzeug erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 18 Kilometern pro Stunde, die Akkus liefern bis zu drei Stunden lang Strom, wobei bei jedem Bremsvorgang die Energie genützt wird und die Batterie wieder etwas aufgeladen wird. Arbeit und Material eingerechnet hat das E-Trike einen Wert zwischen 13.000 und 15.000 Euro.

Gestern präsentierte das Team ihr Gefährt der Schule und den Projektpartnern. Neben Empl haben auch Banner Batterien, Gebro Pharma und Dunkermotoren einen Beitrag zum Gelingen des ambitionierten Vorhabens geleistet.

Nach einer weiteren Präsentation im Sommer heißt es dann für die drei Burschen Abschied nehmen von ihrem Fahrzeug. Während sie in ihre Betriebe zurückkehren, bleibt das E-Trike in der Berufsschule. Als herausragendes Beispiel für ein Abschlussprojekt.

„Ein bisschen schwer fällt der Abschied schon“, sind sich der Manager, der Schrauber und der Testpilot einig – und zum Stolz gesellt sich ein Anflug von Wehmut in den Gesichtern der drei.