Die Schürzenjäger und der Mythos Finkenberg

Alfred Eberharter sen. hätte sich auch in die musikalische Frühpension verabschieden können. Aber seine Mission ist noch nicht zu Ende.

Von Hubert Trenkwalder

Finkenberg –Er stand immer wie ein Fels auf der Bühne der Schürzenjäger, der Alfred Eberharter, nicht so statisch, aber mindestens so beeindruckend.

Fast jeder lernwillige „Steirische“-Nachwuchsvirtuose staunte über die Wildheit und wohl auch authentische „Headbang“-Darbietung des Ur-Zillertalers.

Dass sich hinter diesem bärtigen Musikanten ein feinfühliger und kreativer künstlerischer Kopf verbarg, ist vielen bis heute verborgen geblieben. Nach dem endgültigen Abschied der Schürzenjäger von den Bühnen Europas war klar, dass das Jahrhundert-Spektakel in Finkenberg, zu dessen bester Zeit über 100.000 Menschen das Tal stürmten, gleich mit zu Grabe getragen würde. Aber in Alfred sen., der zu diesem Zeitpunkt schon seinen Sohn in der Band etabliert hatte, brodelte es noch immer.

Dann die Überraschung: Aus der zwischenzeitlich gegründeten Hey Mann! Band wurden im vergangenen Jahr wieder die Schürzenjäger, mit dem Segen des ehemaligen Kopfs der Truppe Peter Steinlechner. Und gleich darauf der Versuch, Finkenberg wiederzubeleben.

Vater und Sohn suchten sich Musikanten aus Tirol zusammen und rockten wieder motiviert drauflos, nun mit leichtem Außerferner Akzent, den die Burschen ihrem neuen Sänger Stefan Wilhelm aus dem Lechtal zu verdanken haben.

Und klarerweise war aller Anfang schwer, aber eine Sache war spürbar: Der Spirit dieser einzigartigen Jahre liegt immer noch da droben auf der leicht abfallenden Wiese in Finkenberg, das Potenzial für ein Revival ist zweifelsfrei vorhanden.

Dass die Latte hoch liegt, ist klar. Hundert Kilometer westlich gab es eine ähnliche Erfolgsgeschichte. Im Vorarlberger Klostertal ist mit dem Ende der Klostertaler auch die Alpenparty endgültig Geschichte, dieses Jahr wird die ehemalige Riesenfete zu einem Dorffest umfunktioniert. In Finkenberg aber geht es um etwas anderes: die einmalige Chance, die Erfolgsgeschichte der Schürzenjäger früherer Zeiten wieder neu zu schreiben. Schon am 3. August geht‘s los mit Soundcheck-Party und Boarisch-Tanz-Weltrekordversuch, Harley-Davidson-Clubs haben sich angemeldet und Fans aus ganz Europa sich Karten im Vorverkauf gesichert. Das neue Album der Schürzenjäger verspricht in seinem Titel „Es ist wieder Schürzenjägerzeit!“. Und am 4. August soll das weit übers Zillertal hinaus gerufen und gesehen werden.

Man wünscht es Vater und Sohn Eberharter, aber auch ihren Fans, dass sie dies erreichen. Zu prägend und intensiv sind die Erinnerungen und Bilder aus den 90er Jahren. Und an die Tage, an denen einigen Festivalveranstaltern aus ganz Europa das Lachen über Songs wie „Sierra Madre“ im Halse stecken blieb, wenn sie mit neidvollem Blick ins Woodstock der Alpen nach Finkenberg schielten.