Gesundheit

Versteckten Salzen auf der Spur

Der Körper braucht Salz – aber nicht so viel, wie er oft bekommt: Salz ist auch dort versteckt, wo man es gar nicht vermutet, warnen Konsumentenschützer. Eine Kennzeichnungspflicht löst das Problem nur bedingt.

Von Elke Ruß

Innsbruck –Im menschlichen Organismus spielt das Salz wichtige Rollen, etwa im Wasser- und Säure-Basen-Haushalt und bei der Aktivierung von Enzymen, erklärt avomed-Diätologin Maria Schobesberger. Außerdem ist es an der Erregungsleitung und damit an der Muskelreizbarkeit beteiligt. Kurz: Ohne Salz geht buchstäblich nichts.

Erst die Dosis macht das Gift: Für Erwachsene sind fünf Gramm Salz pro Tag empfohlen, doch die meisten Menschen sind versalzen. Laut dem jüngsten Ernährungsbericht konsumieren Österreichs Frauen im Schnitt acht und die Männer neun Gramm pro Tag. Häufig seien es sogar zwölf bis 15 Gramm.

Eine Folge von zu viel Salzkonsum ist schlicht Durst, schildert Nicole Linser, ebenfalls Diätologin beim avomed. „Natriumsensitive Personen können auch mit Bluthochdruck und Ödemen reagieren.“ Bluthochdruck wiederum gilt als wichtigster Risikofaktor für Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die zu den häufigsten Todesursachen zählen.

Natürlich gibt es jene Zeitgenossen, die den Salzstreuer bereits abfeuern, noch bevor sie eine Speise gekostet haben. Raucher sind hier eher gefährdet, weiß Schobesberger: „Sie haben ein niedrigeres Geschmacksempfinden und salzen mehr.“ Doch selbst wer die Salzmühle nur selten anwirft, ist vor einer Überdosis nicht gefeit. Rund vier Fünftel des aufgenommenen Salzes stammen nämlich aus verarbeiteten Lebensmitteln.

Die Tester der Zeitschrift „Konsument“ ließen 32 Produkte analysieren und fanden ungeahnte „Salzfallen“ – wie Brot und Gebäck: „Das meiste Salz steckt hier in Semmeln, gefolgt von Mischbroten“, melden die Verbraucherschützer. „In Österreich wird viel Brot und Gebäck gegessen, dementsprechend hoch ist die Salzaufnahme aus dieser Produktgruppe.“

Auch Fertiggerichte und -saucen, Fleischprodukte und Käse enthalten teils hohe Salzmengen: Bereits mit einer Fertigpizza, besonders einer Salamipizza, sind bis zu 95 Prozent der Tagesmenge ausgeschöpft. In einem Paar Frankfurter steckt ein Drittel des Tagesbedarfs, bereits 36 Prozent sind es in 150 Gramm vorgewürztem – vermeintlich gesundem – Röstgemüse. Auch beim Käse heißt mild nicht salzarm: Nur 30 Gramm Buttermilchkäse decken acht Prozent der Salzration.

Sogar Süßigkeiten sind gesalzen: Ein 50-Gramm-Schokoriegel enthält z. B. vier Prozent der Tagesmenge, auch im Vollkornkeks steckt Salz.

Der Konsument kommt bloß schwer dahinter: Derzeit findet er auf Lebensmittel-Etiketten nur den Natriumgehalt. Die Salzmenge macht das 2,5-Fache aus. Erst 2016 wird die Angabe des Salzgehaltes Pflicht.

„Gut, dass von politischer Seite Richtlinien erlassen werden“, betont Schobesberger, eine Patentlösung ist das aber nicht: „Die Außer-Haus-Verpflegung, etwa im Restaurant, nimmt zu. Der Konsument kann dabei den Salzgehalt nicht beeinflussen.“ Auch bei offen verkauften Lebensmitteln wie Brot sei der Salzgehalt schwer feststellbar. Immerhin: Eine Bäckerinitiative will in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium die Salzmenge im Brot binnen fünf Jahren um 14 Prozent reduzieren (siehe Kasten).

„Salzgeschmack ist eine Gewohnheit“, sagt Linser. Wer längere Zeit bewusst weniger salze, drossle das Verlangen. Ihr Rat: Gedämpftes Gemüse behalte mehr Geschmack als gekochtes. Als alternative Geschmackskomponenten nennt sie (frische) Kräuter, Nüsse sowie intensivere Öle (Sesam, Walnuss) – sofern man auf die Ölmenge achtet.