57 jüdische Gräber in Ungarn geschändet
Der jüdische Vertreter prangert eine „klar rassistisch motivierte Tat“ an.
Budapest - Unbekannte haben auf einem jüdischen Friedhof im Südwesten Ungarns 57 Gräber geschändet. Der Vorfall habe sich am Sonntag auf dem Friedhof von Kaposvar etwa 200 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Budapest ereignet, erklärte der Chef des örtlichen Verbandes der jüdischen Gemeinden, Laszlo Rona, am Montag. Er prangerte eine „klar rassistisch motivierte Tat“ an, wie die Nachrichtenagentur MTI meldete. Die Polizei leitete Ermittlungen ein.
In den 57 beschädigten Gräbern lagen nach Angaben von Rona die Überreste von etwa 250 Menschen. Die aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert stammenden Grabsteine seien umgestoßen worden. Den Schaden bezifferte Rona auf rund 3,5 Millionen Forint (12.000 Euro). Fußspuren deuteten darauf hin, dass zwei Menschen an der Tat beteiligt waren. Der Bürgermeister von Kaposvar und der Präsident des Regionalparlaments, die beide der regierenden konservativen Fidesz-Partei angehören, verurteilten die Schändung ebenso wie die sozialistische Opposition. In den vergangenen Jahren war in Ungarn wachsender Antisemitismus zu beobachten.
In der vergangenen Woche war der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary in Budapest festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden. Der 97-Jährige, der für die Deportation von 15.700 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz zwischen 1941 und 1944 mitverantwortlich gemacht wird, hatte rund 15 Jahre lang unbehelligt in Ungarn gelebt. Ihm droht laut Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Kriegsverbrechen. (APA/AFP)