Die zwölf Opfer des Amokschützen von Aurora
Drei Männer starben, weil sie sich schützend vor ihre Freundinnen stellten. Eine junge Frau, die erst einem Amoklauf entkommen war: Das sind die Geschichten der Menschen, die im Kugelhagel von James Holmes ums Leben kamen.
Aurora – Veronica Moser wurde nur sechs Jahre alt. Am Freitag starb das Mädchen im Kugelhagel während der „Batman“-Premiere in Aurora. Auch ihre Mutter Ashley wurde schwer verletzt: Sie hat eine Schusswunde im Bauch, in ihrem Nacken steckt noch immer ein Projektil. Die Ärzte können es noch nicht entfernen. „Sie fällt immer wieder ins Koma. Wir haben ihr noch nicht gesagt, dass ihre Tochter nicht mehr lebt“, sagte eine Verwandte der 25-Jährigen gegenüber der „Denver Post“. Eine 13-Jährige versuchte noch, dem schwerverletzten Kind im Kinossaal zu helfen, berichtet CBS News. Doch ein verletzter Erwachsener lag auf der Sechsjährigen. Veronica erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Mit Veronica verloren noch elf weitere Menschen ihr Leben in dem Kinosaal in Aurora. Drei Männer werden ihren Lieben als wahre Helden in Erinnerung bleiben: Jonathan Blunk (26), Matthew McQuinn (27) und Alexander Teves (24) warfen sich schützend auf ihre Freundinnen und retteten ihnen so das Leben. Alle drei Männer verstarben noch am Tatort.
„Er ist ein Held“
Jon Blunk diente fünf Jahre in der Navy. Gerade hatte sich der Reservist wieder für den aktiven Dienst gemeldet. Er wollte zur Eliteeinheit der Navy SEAL. Als James Holmes am Freitag das Feuer eröffnete, warf der 26-Jährige seine Freundin Janson auf den Boden, drückte sie unter die Stuhlreihen und schützte sie mit seinem Körper. „Er ist ein Held, er hat die Kugel für mich eingefangen“, sagte die junge Frau gegenüber der New York Daily News. Blunk hinterlässt zwei kleine Kinder aus einer früheren Ehe.
Ähnlich handelte auch Alexander Teves. Der 24-Jährige schubste Amanda Lindgren auf den Boden. Unverletzt entkam die junge Frau dem Amoklauf. Samantha Yowler, die Freundin von Matthew McQuinn wurde von einer Kugel am Knie verletzt. Ihr Leben verdankt sie ihrem 27 Jahre alten Lebensgefährten, der sich auf sie warf, als die Kugeln durch den Saal flogen – und dabei selbst tödlich verletzt wurde, berichtet die Tageszeitung auf ihrer Online-Seite.
Erschossen am Geburtstag
Jessica Ghawi wollte Sportreporterin werden. Die 24-Jährige absolvierte gerade ein Praktikum in Denver. Mit Freunden wollte sie sich „The Dark Knight Rises“ in Aurora ansehen. Dann wurde die 24-Jährige im Kinosaal erschossen. Die junge Frau war erst sechs Wochen zuvor knapp einem Amokläufer in Toronto entkommen. Der Schütze tötete damals sieben Menschen in einem Einkaufszentrum. Die Erfahrung habe ihr bewusst gemacht „wie glücklich und dankbar ich für jede Sekunde sein kann, die mir geschenkt wird“, zitiert die Denver Post aus einem ihrer Blog-Einträge. „Erinnern wir und an die Namen der Opfer und nicht an den dieses Feiglings, der die Tat begangen hat“, twitterte Jessicas Bruder noch am Freitag.
„Findet meinen Sohn und ruft uns an. Heute ist sein Geburtstag!“: Verzweifelt hielt ein Mann ein Schwarz-Weiß-Foto in die TV-Kameras vor dem Kino, berichtet die New York Times. Er war auf der Suche nach seinem Sohn Alex Sullivan. Mit seiner Frau feierte er seinen 27. Geburtstag mit dem Besuch der „Batman“-Premiere, am Sonntag wäre sein erster Hochzeitstag gewesen. Sein Vater sollte ihn nie wieder sehen.
Für Alexander Boik sollte im Herbst das Leben am College beginnen. Der 18-Jährige hatte gerade die Highschool abgeschlossen. Er wollte Kunstlehrer werden und sein eigenes Atelier eröffnen. Micayla Medek wurde nur 23 Jahre alt. Sie besuchte Kurse am Community College und arbeitete in einem Sandwich-Restaurant. „Sie war die beste Freundin ihres Vaters, sie und ihre Schwester waren unzertrennlich“, erinnert sich ihre Tante gegenüber der New York Times.
Zwei kleine Mädchen verloren ihre Mutter
Letzten Sommer trat John Larimer seinen Dienst bei der Airforce an, im Oktober wurde er dann nach Aurora versetzt. „Leider erwartet man, dass er im Militär in Gefahr ist, aber doch nicht in einem Kino“, sagte sein trauernder Vater. Auch Jesse Childress war auf der Buckley Air Force Base stationiert. „Dieses tragische Ereignis hat uns alle hier getroffen. Wir trauern um alle Opfer“, hieß es in einer Aussendung des Kommandanten.
Gemeinsam mit seinen beiden Kindern besuchte Gordon Cowden die Mitternachtsvorstellung. Während die beiden Teenager dem Amokschützen unverletzt entkommen konnten, wurde der 51-Jährige tödlich getroffen. Der Amokschütze hat auch zwei kleinen Mädchen die Mutter genommen: Rebecca Wingo wurde nur 32 Jahre alt. „Ich habe meine Tochter an einen völlig Wahnsinnigen verloren“, postete ihr Vater laut Denver Post auf seiner Facebook-Seite. „Mir wurde gesagt,, sie starb sofort, ohne Schmerzen. Aber mein Schmerz ist unerträglich.“ (smo)