Gesellschaft

Stichwort Chemiewaffen: Assads letzter Trumpf?

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Syriens Chemiewaffen kamen bisher noch nie zum Einsatz. Damaskus droht nun aber, dies im Fall eines ausländischen Einsatzes zu ändern.

Damaskus – Angesichts der immer weiter eskalierenden Gewalt in Syrien wächst international die Sorge um die Sicherheit der syrischen Chemiewaffen. Israelischen Militärs zufolge soll Syrien über das größte Chemiewaffenarsenal der Welt verfügen. Das Außenministerium in Damaskus schloss einen Einsatz dieser Waffen am Montag nicht mehr aus: Zwar würden diese „niemals“ gegen das eigene Volk eingesetzt, im Falle eines „ausländischen Angriffs“ würden aber auch Chemiewaffen zur Anwendung kommen.

Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten zu den syrischen Chemiewaffen:

Seit wann verfügt Syrien über Chemiewaffen?

Das syrische Chemiewaffenprogramm soll in den 70er und 80er Jahren mit Hilfe der Sowjetunion entwickelt worden sein, um die Abschreckung gegen das Nachbarland Israel zu erhöhen, das die syrischen Golan-Höhen besetzt hält. Laut einem Bericht der Washingtoner Denkfabrik CSIS von 2008 soll Syrien anschließend von der Unterstützung des Iran bei der Entwicklung von Chemiewaffen profitiert haben.

Um welche Art von Waffen handelt es sich und wo sind diese gelagert?

Öffentlich zugängliche Informationen über das Arsenal existieren praktisch nicht, da Syrien nicht Mitglied der Organisation zum Verbot von Chemiewaffen ist. Nach Einschätzung der Brookings Institution in Washington verfügt Syrien aber über ein hoch entwickeltes Chemiewaffenprogramm, zu dem Senfgas, Saringas und das tödliche Nervengas VX gehört.

Laut einer Untersuchung des Zentrums für Studien zur Nicht-Verbreitung (CNS), gibt es in Syrien mindestens vier, möglicherweise fünf Chemiewaffenfabriken, die nahe der Städte Damaskus, Aleppo und Hama liegen. US-Beamte hatten im Februar die Zahl der zum Schutz der Waffen nötigen Einsatzkräfte auf 75.000 Mann beziffert. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ von diesem Monat wurden Chemiewaffen zuletzt womöglich an andere Orte gebracht.

Wie ist Syrien bisher mit den Waffen umgegangen?

Die syrischen Chemiewaffen sind bisher noch nie zum Einsatz gekommen, auch nicht bei Konflikten mit Israel nach dessen Einmarsch im Libanon 1982. Der zur Opposition übergelaufene Ex-Botschafter Syriens im Irak, Nawaf Fares, hatte in der vergangenen Woche gesagt, Syriens Präsident Bashar al-Assad könnte die Chemiewaffen gegen die Aufständischen einsetzen und habe dies womöglich schon getan. Am Montag dann erklärte Damaskus, die Waffen „niemals“ gegen die syrische Bevölkerung einzusetzen, schloss aber einen Einsatz im Fall eines „ausländischen Angriffs“ nicht aus.

Wie sind die internationalen Reaktionen angesichts der möglichen Gefahr durch die Waffen?

Die USA haben Syrien zuletzt aufgefordert, die Sicherheit bei der Lagerung der Chemiewaffen zu gewährleisten, andernfalls werde die internationale Gemeinschaft die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Israel zeigte sich insbesondere besorgt, sollten Chemiewaffen in den Wirren des Syrien-Konflikts der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah in die Hände fallen. Auch Jordaniens König Abdullah II. hatte gewarnt, das bereits in Syrien präsente Terrornetzwerk Al-Kaida könne von dem Chaos in Syrien profitieren und „schlimmstenfalls“ an Chemiewaffen gelangen. (AFP)