Der Tellerwäscher vom Nebenplatz

Dominic Thiem und Martin Fischer scheiterten beim „bet-at-home-Cup“ in Runde eins. So sprang ein Hobby-Spieler für Österreich in die Bresche.

Von Roman Stelzl

Kitzbühel –Schade, dass in Kitzbühel dieser Tage keiner eine Strichliste führen wollte. Wie oft also tatsächlich dieser klingende Satz „Hallo, ich bin der Stephan und komme aus Enns“ über die bunte Anlage des „bet-at-home-Cup“ schwirrte, bleibt daher den Spekulanten überlassen. Doch selbst beim gefühlten hundertsten Mal trug Stephan Tumphart immer noch sein breites Grinsen im Gesicht. Nicht nur deswegen, weil jetzt inzwischen eh schon jeder wusste, woher der 20-Jährige kam. Sondern weil Tumphart, die Nummer 121 in Österreich, seinen ersten ATP-Erfolg feierte. Völlig aus dem Nichts.

4216 Konkurrenten hatte der Gelegenheitsspieler im Vorfeld ausgestochen, um an der Seite von Deutschlands Nummer eins Philipp Kohlschreiber im Doppel anzutreten. Und Tumphart hatte die Chance genutzte – er bewies auf dem prall gefüllten Nebenplatz solch gefestigtes Nervenkostüm, dass sein Gegenüber Lukas Rosol (CZE) beim 5:7, 6:4, 10:5 einen Schläger zertrümmerte, gegen das Publikum wetterte – und auch Stunden nach der Niederlage mit Partner Horacio Zeballos (ARG) nicht ansprechbar war. Der Tellerwäscher war zum Millionär geworden – eine Geschichte, die den hungrigen Zuschauern auf dem Silbertablett serviert wurde.

Als sich der Jubel für den Hobby-Akteur seinen Weg zum Centre Court gebahnt hatte, zumindest akustisch, stand Österreichs erster Tennis-Profi bereits am Rande einer Niederlage. Martin Fischer, der 26-jährige Vorarlberger, musste sich dem jungen Ungarn Attila Balazs nach 2:03 Stunden 3:6, 6:1, 6:7(2) geschlagen geben. Ein harter Kampf, der keine Früchte brachte. „Die Aufmerksamkeit hier in Kitzbühel war riesig“, zeigte sich Fischer im Presseraum – zurückgelehnt, ein Bein hoch gelagert – gelassen. Und zugleich selbstkritisch: „Ich muss endlich lernen, mit diesem Druck umzugehen.“

Die große Aufmerksamkeit, die war auch Dominic Thiem zum Verhängnis geworden. Und das in einem nicht minder spannenden Match. 1:6, 6:3, 5:7 war am Ende gegen Martin Klizan (SVK/5) auf der Anzeigetafel zu lesen. Der Kampf des 18-jährigen Niederösterreichers blieb jedoch unbelohnt und er offenbarte mit Krämpfen das Befürchtete: Thiem ist körperlich noch nicht fit für ganz oben. Als Thiem vom Platz humpelte, war das Echo aber noch nicht verstummt. Irgendwo tauchte plötzlich wieder der Name „Stephan“ auf. Und jeder wusste sogleich: Es konnte nur der eine aus Enns sein.