KHM will zum Unabhängigkeitsjubiläum Albanien Skanderbeg-Helm leihen
Tirana/Wien (APA) - Helm und Schwert des Nationalhelden Skanderbeg (1405-68) werden zum 100-Jahr-Jubiläum der Unabhängigkeit Albaniens in Al...
Tirana/Wien (APA) - Helm und Schwert des Nationalhelden Skanderbeg (1405-68) werden zum 100-Jahr-Jubiläum der Unabhängigkeit Albaniens in Albanien ausgestellt. Das meldete die amtliche Nachrichtenagentur ATA am Montag. Die historischen Machtinsignien befinden sich im Besitz der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien. Seit Jahrhunderten waren sie nicht in der Region zu sehen.
Der Chef-Museumskundler des Nationalhistorischen Museums, Sotirulla Hoxha (sprich: Hodscha), sagte ATA, drei Experten des KHM hätten die für die Ausstellung von Helm und Schwert vorgesehenen Räumlichkeiten inspiziert und prinzipiell ihre Zustimmung zur Leihgabe gegeben. Seit Jahrzehnten wurden diesbezügliche Anfragen aus Albanien mit dem Verweis auf Sicherheitsmängel abgelehnt - selbst 2005 zum 600. Geburtstag Skanderbegs. Lediglich der damalige albanische Präsident Alfred Moisiu konnte die Waffen bei einem Staatsbesuch in Wien im Rahmen einer kleinen Schau betrachten.
Georg Kastriota Skanderbeg (auch: Skanderbeu) wurde durch seinen Widerstandskampf gegen das Osmanische Reich zum Nationalhelden der Albaner. In österreichischen Besitz gelangten sein Helm mit dem Kopf eines Ziegenbocks - er schmückte später das Wappen von König Zogu, der 1939 von den italienischen Invasoren vertrieben wurde - und sein Schwert über Erherzog Ferdinand II. von Tirol (1529-95), der sie in Italien für seine Kunst- und Wunderkammer auf Schloss Ambras in Innsbruck erwarb, ehe sie nach Wien gelangten.
Skanderbeg kam 1423 als Geisel für seinen fürstlichen Vater an den Hof des Sultans nach Adrianopel. Dort trat er als Angehöriger des Pagenkorps zum Islam über und erhielt den türkischen Namen Iskender (Alexander), von dem sich sein Beiname ableitet. 1438 wurde er von Murad II. als Beg und Wali von Misia, Skuria und Jonima (Hauptstadt Kruja) ins heimatliche Albanien gesandt.
Nach dem Sieg der Ungarn über die Türken 1443 nahm Kastriota (auch Gjergj Kastrioti) jedoch die Festung Kruja ein und fiel vom Sultan ab. Er vereinigte die albanischen Fürsten in Lezha (Alessio) zu einem anti-osmanischen Militärbündnis (Liga von Lezha), als dessen Oberbefehlshaber er fungierte. Unter seiner Führung errang sein Heer zahlreiche Siege über osmanische Truppen.
Die Türken versuchten wiederholt mit riesigen Streitmächten, die Macht von Skanderbeg zu brechen. So belagerten sie Kruja wiederholt, ohne die Festung einnehmen zu können. Die albanischen Truppen waren aber zu schwach, um die Türken endgültig zu vertreiben, und die erhoffte Unterstützung von christlichen europäischen Großmächten blieb aus.
Nach seinem Tod im Jahr 1468 wurde Skanderbeg, dem der Papst den Ehrentitel „Athleta Christi“ verlieh, in einer Kirche im nordalbanischen Lezha begraben. Erst zehn Jahre danach konnten die Türken 1478 die Gebiete des heutigen Albanien endgültig besetzen und beherrschten es daraufhin mehr als 400 Jahre bis zur Unabhängigkeitserklärung des Albaniens am 28. November 1912, die im März 1913 von der Botschafterkonferenz der Großmächte in London anerkannt wurde.
Österreich-Ungarn, dessen Diplomatie bei der Schaffung eines unabhängigen albanischen Staates durch Loslösung vom Osmanischen Reich 1912 eine entscheidende Rolle spielte, machte sich für den Anspruch der Albaner auf ethnische Grenzen stark. Erst nach zähen Verhandlungen gab Wien etwa den von Russland, Frankreich und England forcierten serbischen Forderungen nach dem Kosovo nach.
Grab und Kirche wurden von den Türken zerstört. Das in den 1970er Jahren errichette Skanderbeg-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz ist das Wahrzeichen der albanischen Hauptstadt Tirana.