Apotheker-Werbung für Pharmafirma in der Kritik
Eine Apotheke in Innsbruck tritt im Kundenverkehr als Werbeträger für eine Pharmafirma auf. Ein Experte ortet Unvereinbarkeit, die Kammer nicht.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Ist es in Ordnung, wenn Apotheker als Werbeträger für Pharmafirmen auftreten? Eine namhafte Apotheke in Innsbruck stattet ihre Mitarbeiter – die im täglichen Kundenverkehr stehen – mit T-Shirts aus, auf denen für Kunden deutlich erkennbar der Firmenname des Tiroler Generikaherstellers Sandoz aufgedruckt ist. Franz Piribauer, Gründer der Initiative unbestechlicher Ärzte „Mezis“ („Mein Essen zahle ich selbst“), sieht die unabhängige Beratung der Apotheker in Gefahr, wenn diese als Werbeträger für Pharmafirmen auftreten. „Ich verstehe nicht, wie man als Apotheker so etwas tun kann. So ein Verhalten ist bedenklich, das ist Betrug am Kunden“, kritisiert Piribauer: „Denn die Überparteilichkeit ist nicht mehr garantiert. Solche Pharmazeuten haben offenbar die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, sagt Piribauer: „Die Frage ist ja: Was bekommen sie im Gegenzug?“
Besagte Apotheke in Innsbruck gehört über eine zwischengeschaltete Gesellschaft letztlich der Kwizda Holding, einem der größten österreichischen Pharmahändler mit Hauptsitz in Wien und Niederlassung in Innsbruck. Für Apotheker gelten an sich strenge Werberegeln, die in der Berufsordnung festgelegt sind. So dürfen Apotheker zwar nicht für ein bestimmtes Medikament werben, den Schriftzug einer Pharmafirma zu tragen, sei aber nicht verboten, sagt die Österreichische Apothekerkammer. „Im Tragen eines T-Shirts mit Firmenlogo können wir kein Vergehen sehen, sofern damit keine produktspezifische Werbung verbunden ist“, teilt die Kammer mit. „Die Entscheidung, ob Mitarbeiter einer Apotheke einen weißen Arbeitsmantel oder bunte T-Shirts mit Logoaufdruck tragen, obliegt der Verantwortung und dem Geschmack der jeweiligen Apotheke.“ Sandoz bestätigt, dass es der Apotheke „unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften Poloshirts mit Sandoz-Aufdruck ohne Produktwerbung zur Verfügung gestellt“ habe, „die zur Verwendung in der Apotheke geeignet sind“.
Auch der Apotheker selbst sieht auf Anfrage der TT keine Unvereinbarkeit zwischen seinem Beruf und der Werbung für eine Pharmafirma. „Seit der Einführung der Werbung, die nur ein Teil der Mitarbeiter trägt, hatten wir an die 100.000 Kundenkontakte, und noch kein einziger Kunde hat sich darüber geäußert“, sagt der Apotheker: „Wir beraten täglich zwischen 600 und 800 Kunden selbstverständlich unabhängig.“