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Schlechte Beratung bei Altersvorsorge

Banken und Versicherungen konzentrieren sich auf den Verkauf ihrer Produkte und nicht auf die Beratung, kritisiert der VKI.

Wien –Angesichts der momentanen Niedrigstzinsen und der allgemein angespannten Finanzmärkte stellt sich für viele Österreicher die Frage, wie sie am besten für ihre Zukunft vorsorgen können. Wer sich über Produkte zur Altersvorsorge informieren möchte, ist derzeit jedoch „schlecht beraten“, so das Ergebnis eines Tests des Vereins für Konsumenten­information (VKI). Demnach interessieren sich die Berater in den heimischen Banken und Versicherungen kaum für die finanzielle Situation der potenziellen Kunden. Statt umfassender Informationen seien deshalb in erster Linie Verkaufsgespräche zu erwarten, kritisiert der VKI. Jeweils eine Filiale der zehn größten heimischen Banken und der zehn größten Versicherer sowie jeweils zehn unabhängige Versicherungsmakler und Vermögensberater wurden getestet.

Nur in wenigen Fällen seien in den Gesprächen das Einkommen, Ausgaben, Laufzeit und Risiko der Testpersonen angesprochen worden. „Fraglich ist, wie man so einschätzen will, welche Sparleistung für den Kunden sinnvoll oder überhaupt möglich ist und ob sich dieser das Investment dauerhaft leisten kann“, gibt VKI-Expertin Gabi Kreindl zu bedenken. Nur ein einziger Bank-Berater habe dazu geraten, in der aktuellen Situation besser abzuwarten und Geld kurzfristig auf einem Bausparvertrag oder auf Sparbüchern zu parken.

Vor allem bei Banken und Versicherungen sei oft nicht klar, ob die beratenden Personen unabhängig agieren oder an ein Unternehmen und dessen begrenzte Produktpalette gebunden seien – das spiele bei der Beratung jedoch eine große Rolle. 37 der 40 getesteten Berater haben demnach lediglich Lebensversicherungen in ihren verschiedensten Ausprägungen vorgeschlagen, Sparprodukte oder andere Anlageformen wie Staatsanleihen seien nicht thematisiert worden. „Hier hätten wir uns mehr Vielfalt erwartet“, sagt Kreindl. Dazu käme, dass gerade eine Lebensversicherung ein tendenziell unbeständiges und auch unsicheres Produkt sein kann, erklärt Kreindl. Die Hälfte der Lebensversicherungen wird vorzeitig gekündigt, außerdem bekommen Anleger nach Ablauf der Laufzeit oft viel weniger ausgezahlt, als sie erwartet oder gar eingezahlt haben, warnt die Versicherungsexpertin. (APA)