Rückhaltebecken spenden Rohstoff für den Bau
In den über 50 Ausschotterungsbecken der Osttiroler Fließgewässer landet nach Unwettern zum Teil hochwertiges, gewaschenes Gestein.
Von Claudia Funder
Lienz –Nach den Starkregenfällen vor und am vergangenen Wochenende kam es im Bezirk Lienz zu Vermurungen, die Erde rutschte kleinflächig talwärts, Bäche und Flüsse schwollen an. Es kam zu keinen massiven Problemen, wohl auch deshalb, weil in den vergangenen Jahrzehnten massiv vorgesorgt wurde.
Zu den Katastrophenschutzmaßnahmen zählen unter anderem die zahlreichen Ausschotterungsbecken an heimischen Fließgewässern. Sie wurden – beginnend nach den verheerenden Hochwasserereignissen der Jahre 1965/66 – sukzessive angelegt und leisten, was auch in den letzten Tagen wieder offensichtlich war, beste Dienste. Mit viel Platz für Material aller Art bilden sie einen bedeutenden Hochwasserschutz.
„Aus der Katastrophe der Sechzigerjahre hat man die Lehre gezogen, dass Geschiebe rückgehalten werden muss, da es ein riesiges Schadenspotenzial birgt“, erklärt Harald Haider, Leiter des Baubezirksamtes Lienz.
Nach Unwettern und Hochwassern werden die Rückhaltebecken jeweils geräumt. Doch was geschieht eigentlich mit der großen Menge an Steinen, Sand und angeschwemmtem Holz, die in den heimischen Ausschotterungsbecken landet?
Zum Teil ist es durchaus begehrtes Gut. „Das Material aus dem Bereich der Dolomiten, etwa des Galitzenbaches, Rötenbaches und Gamsbaches, ist gewaschener Schotter und für die Bauwirtschaft problemlos sofort verwertbar“, betont der Techniker. „Wir verlangen für einen Kubikmeter derzeit einen Schotterzins von 2,60 Euro. Dolomit findet man von Abfaltersbach bis zum Kärntner Tor.“
Abnehmer des Gesteins sind Erdbeweger und Baufirmen. Die Qualität des Materials sei abhängig von der Geologie. Nicht so gut sehe die Situation im Iseltal aus. Das Material aus den dortigen Becken werde anderweitig verwendet. „Es dient im Einvernehmen mit der Landwirtschaft zur Verbesserung der Flächen, etwa zur Begradigung des Bodens oder um Böschungen flacher zu gestalten“, betont Haider. „Der Materialtransport, der Verbau und die Rekultivierung werden vom Baubezirksamt übernommen.
Vorher muss das Material zwischengelagert werden, so wie auch jenes von großen Murenabgängen. Haider: „Für die Lagerung benötigen wir eine Bewilligung für die Aushubdeponie. Murenmaterial muss auch stets auf Schadstoffe untersucht werden.“
Verantwortlich für die mehr als 50 Ausschotterungsbecken in Osttirol sind Gemeinden, das Baubezirksamt Lienz und die Wildbachverbauung.